Die wirtschaftliche Krise trifft vor allem Produktionsbetriebe und darum sind es besonders viele Männer, die ihre Arbeit verlieren. Nicht selten verlieren sie mit der Arbeit auch ihren Selbstwert als Mann.

Von Markus Hofer

Arbeitslos – das trifft immer die anderen. Und die, die es trifft, reden wenig darüber. Arbeitslose Männer berührt es meist im Mark ihres Mannsein. Sie leiden, aber sie leiden stumm und versteckt. Willi, zum Beispiel, war jahrelang in einer Männergruppe, in der man(n) sich monatlich getroffen hat zu gemeinsamen Unternehmungen, auch zum Essen, Trinken und Jassen. Seit er die Arbeit verloren hat, geht er nicht mehr hin: Er schämt sich zutiefst. Genau die Männer, die ihm in seiner Lage Rückhalt geben könnten, das soziale Netz, das ihm genau jetzt hilfreich sein könnte, meidet er seither. Lange Zeit ist er auch morgens pünktlich aus dem Haus gegangen, damit die Nachbarn nichts merken.


Wir Männer definieren uns immer noch stark über die Erwerbsarbeit. Wer einen gut bezahlten Job hat, ist jemand und wer keinen hat, fühlt sich schnell als wertlos. Nicht umsonst zeigen Studien, dass längere Arbeitslosigkeit unabhängig von der finanziellen Situation nicht nur unzufrieden, sondern sogar krank macht. Doch auch ein Mann ohne Arbeit ist ein Mann. Arbeit ist eine wichtige, sinnstiftende Tätigkeit, darum sollten wir, wenn einer seine Arbeit verliert, ihm helfen neue Felder zu finden, die seinem Selbstwert gut tun.


Frauen sind weniger auf die Erwerbsarbeit fixiert. Sie kommen mit Arbeitslosigkeit durchwegs besser zurecht, weil sie in ihrem familiären oder sozialen Umfeld erfüllende Aufgaben finden, die ihnen Sinn geben. Frauen haben wahrscheinlich mehr Erfahrung damit, dass der Wert einer Arbeit nicht nur vom Lohn abhängt. Doch auch für uns Männer gilt: Das Leben ist mehr als der Job.