Achtung: Urlaub ist gefährlich! Da könnte man drauf kommen, dass es auch noch anderes gibt als zu arbeiten und dass das nicht nur schön, sondern auch noch wichtig sein könnte!

von Markus Hofer

Wenn ich mit Männern über ihr Vatersein rede, über die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, dann landen wir schnell bei einer Arbeitswelt, die derzeit alles andere als väterfreundlich ist. Einer erzählte von seinem Arbeitsplatz, dass er schon schief angeschaut wird, wenn er am Abend nur pünktlich Schluss macht. Hier würde ich mir wünschen, dass den verantwortlichen Männern, Unternehmern wie leitenden Angestellten, die ja meist ebenso Väter sind, ein Licht aufgeht. Wenn sie selbst den Wert der Familie mehr entdecken und leben, werden sie auch im Betrieb manches anders sehen. Es gibt schließlich Länder wie Dänemark, in denen es zum guten Ton gehört, dass erfolgreiche Männer auch Zeit für die Familie haben. Warum soll das in unserem angeblich familienfreundlichen Ländle nicht möglich sein?

Ich würde mir darum wünschen, dass gerade in Betrieben die Männer aufhören mit diesem unsinnigen Kult um Arbeitszeit. Kein Mann kann zwölf Stunden am Tag fruchtbar arbeiten. Da ist bei vielen Meetings und Überstunden auch unendlich viel Leerlauf dabei und es wäre wesentlich sinnvoller, man(n) würde heim zur Familie gehen und die Sachen am nächsten Tag wieder ausgeruht und ausgeglichen angehen. Statt dessen gibt es eine Vielfalt von Präsenzritualen, um dem Chef zu zeigen, dass man(n) bis in die Nacht hinein für die Firma da ist und der ist dann noch stolz, wenn nachts in Büros seiner wichtigsten Männer Licht brennt. Das ist doch eine verlogene Männerkultur, wenn wir ehrlich sind. Der Chef müsste eher stolz darauf sein, dass er am Morgen frische und ausgeruhte Mitarbeiter am Werk sieht.

Bei uns gilt immer noch als toller Hecht, wer viele Stunden arbeitet, auch wenn er es finanziell gar nicht müsste. Wenn ein Jungpolitiker in einem langen Interview zuerst stolz erzählt, wie er arbeiten gelernt hat, 80 Stunden und noch mehr und kaum ein Wochenende frei, um dann am Ende des Interviews feierlich zu erklären, dass ihm die Familie das Wichtigste im Leben sei, dann stimmt da etwas nicht zusammen. Meist ist es eine Frage der Zeit, wie lange ihm Frau und Kinder das Bekenntnis noch abnehmen werden. Irgendwann werden sie mit Recht sagen: Das wollen wir auch spüren, dass wir dir das Wichtigste im Leben sind!

Es könnte sich sehr schnell sehr viel ändern, wenn die, die etwas verändern könnten, die verantwortlichen Männer in Wirtschaft und Politik, bei sich selber anfangen würden, den Wert der Familie zu leben. Sie würden damit nicht nur sich, ihrer Partnerin und ihren Kindern etwas Gutes tun, sondern es gäbe dann vielleicht ausgeglichenere Chefs und glücklichere Mitarbeiter.