aus dem Leitbild des Männerbüros

Kein Mann lebt vom Job allein! Viele Männer definieren sich fast ausschließlich über die Arbeit oder manchmal sehr äußerliche Leistungen. Die traditionellen Rollenbilder funktionieren heute nicht mehr unhinterfragt. Die oft rapiden persönlichen, beruflichen und gesellschaftlichen Veränderungen sind für die Männer eine große Herausforderung. Immer mehr spüren, daß ihre Lebensorientierungen zu kurz greifen. Männerarbeit kann ihnen Erlebnis- und Erfahrungsräume anbieten, wo sie sich mit ihren überkommenen Rollen auseinandersetzen und neue Formen suchen können, ihr Mannsein lebensfördernd und sinnerfüllt zu gestalten. Dies gilt umso mehr in der heutigen Zeit der Arbeitsverdichtung, in der immer weniger immer mehr arbeiten.

Männer brauchen Inseln im Alltag, wo die sozialen und beruflichen Rollen, die alltäglichen Zwänge und der Konkurrenzkampf vor der Tür bleiben. Sie brauchen Orte, wo die Platzhirsche die Geweihe an den Zaun hängen können und zur Ruhe kommen. Es gibt im Leben eines Mannes auch noch andere Werte als die Arbeit. Die Wiederentdeckung echter Muße könnte ein Gegengift sein: Wer nicht genießt, wird ungenießbar!

Echte Muße ist nicht nur billiges Nichtstun, sondern schafft Abstand und Besinnung, gibt neue Visionen und Kraft zur Veränderung. Männerarbeit darf nämlich nicht nur Erholungsräume bieten, sondern hat auch die Umgestaltung gesellschaftlicher und ökonomischer Rahmenbedingungen zum Ziel. Ein erster Ansatz könnte ein höheres Maß an Zivilcourage im beruflichen Alltag sein: Protest und Widerstand gegen eine Arbeitswelt, die selbstverständlich davon ausgeht, daß Männer jederzeit verfügbar sind.
 

Muße - Die vergessene Chance

aus: E. Ribolits: Die Arbeit hoch?, Wien 1995, S 269f (Buchtip)

"Der Müßiggänger ist damit keinesfalls das, als was er mit dem bekannten Spruch: 'Müßiggang ist aller Laster Anfang" phantasiert wird, nämlich einer, der bloß faul ist und nichts tut, sondern er ist einer, der bewußt und im 'hier und jetzt' lebt und seine Existenz unter keinen anderen Aspekt als den des Da-seins stellt. ...

Der Müßiggang umfaßt sowohl Momente des totalen Ausatmens, des Nichtstuns als auch Momente ganz konzentrierter Tätigkeit, der lustvollen Anstrengung in dem Sinn, wie sich beispielsweise Kinder bis zur Erschöpfung anstrengen, wenn ihnen etwas Spaß macht. ...

Erst im Zustand der Muße gewinnt das Individuum wieder Herrschaft über sich selbst. In der Muße wirkt der Widerstand des Menschen gegen die Gefahr, zum reinen Funktionär in einer totalen Gesellschaft und Arbeitswelt zu werden. Müßiggang ist der Weg vom verzweckten zum sinnvollen, vom entfremdeten zum bewußten Leben."
 
Der Kabarettist Werner Schneyder schreibt in seinem neuen Buch "Ketzereien zur Zeitenwende":

"Ein Mensch, der mehr arbeitet, als er muß, ist ein Trottel. Eine Gesellschaft, die den Menschen zwingt, mehr zu arbeiten, als er müßte, ist kriminell, gehört umgestaltet."

In einer Zeit, in der Arbeit immer weniger wird und gleichzeitig immer weniger Menschen immer mehr arbeiten, sollte man Schneyders 'Lehrsatz' zwar nicht wörtlich, dafür aber ernst nehmen.