Weihnachten, das Fest der Familie, soll diesmal der Anlass sein auch an jene Väter zu denken, die zu Weih-nachten gerne mit ihren Kindern zusammen wären – aber nicht mehr dürfen. Ein Betroffener erzählt.

von Ottmar Herman

„Vom Gesetz her, dürfen Sie ihr Kind jedes zweite Wochenende sehen. Sind Sie froh, wenn Ihre Frau sich mit dem finanziellen Minimum zufrieden gibt und Sie das Kind auch einmal einen Abend unter der Woche bekommen!“ So lautete der entscheidende Kommentar einer Sozialarbeiterin bei einem Mediationsgespräch in einer Sozialinstitution. Das war für mich der absolute Tiefschlag nach der Trennung meiner 10-jährigen Lebensgemeinschaft. Seit nun fünf Jahren leide ich mehr oder weniger unter dem Kindesentzug. Dabei hatte es vorerst gut geklappt, indem mein Sohn je zur Hälfte bei der Mutter und bei mir wohnte. Doch plötzlich kam meine Ex-Gefährtin auf die Idee, unser damals 9 jähriger Sohn sei bei ihr allein besser aufgehoben. Ein einziger Wohnsitz sei für das Kind besser und damit basta!

Vom Vater zum Besuchsonkel

Ich verstand die Welt nicht mehr und war einem Verzweiflungsakt nahe. Der Begriff „Besuchszeiten“ für mein Kind raubte mir allein schon fast die Sinne. Der Vergleich mit Krankenhaus- oder Gefangenenbesuchen drängte sich mir auf. Vom liebenden Vater fühlte ich mich auf einmal zum „Besuchsonkel“ mutiert. Schuld-gefühle quälten mich auch in Träumen und raubten mir nicht selten den Schlaf. Meine Lebensenergie und -freude sanken deutlich, die Konzentrations- und Arbeitsfähigkeit wurden beeinträchtigt. Erst seit Kurzem kann ich u.a. durch Unterstützung eines Psychologen einigermaßen mit der gegebenen Situation umgehen. Jetzt kann ich wieder vernünftiger agieren und will etwas ändern!

Rabenvater oder Verwöhnpapa

Mütter haben in der Öffentlichkeit die schwere Bürde der Erziehung und Obsorge zu tragen, aber die schönen Seiten, wie die Möglichkeit der gelebten Elternschaft, werden nicht beachtet. Der Vater gilt dafür als „Rabe“, weil er die „arme Frau“ mit den Kindern sitzen gelassen hat.
Ich will aber auch kein „Verwöhnpapa“ sein, der sich die Zuneigung seines Kindes durch Geschenke, ständige „Action“ und andauerndes „smilen“ erkauft und sich damit gleichzeitig von seinen Schuldgefühlen frei kauft. Eher möchte ich ein „normaler“ Papa mit Stärken und Schwächen sein, der seinem Kind auch einmal unbequeme Konsequenzen setzen oder einfach schlecht gelaunt sein darf, ohne befürchten zu müssen, dass die nächste „Besuchszeit“ vom Kind nicht eingehalten wird.

„Zahlungsberechtigt“

Ich zahle nach der Trennung quasi noch dafür, dass ‚frau’ mir das Kind vorenthält! Das erachte ich als Strafe zusätzlich zum Kindesentzug.
Der Vater wird von der Mutter als Finanzier im Hintergrund oder Schuldner hingestellt, der sowieso zahlen muss. „Das steht dem Kind zu!“ Es werden durch ständige Geldforderungen allerdings immer mehr Druck, Leid und auch Hassgefühle hervorgerufen. Hat das allmählich vielleicht Auswirkungen auf die Vater-Kind-Beziehung? Persönlich spüre ich, wie sich ein grausiger Beigeschmack entwickelt, der diese belastet.
Wenn mein Sohn einmal auf die schiefe Bahn geraten würde, wäre ich als Vater wahrscheinlich plötzlich wieder zuständig/mitbeteiligt, denn ich hätte mich ja nicht genug um mein Kind gekümmert. Für eventuelle Schadensfälle wäre ich selbstverständlich „zahlungsberechtigt“.

Recht statt Ohnmacht

Die persönliche Toleranz-schwelle bzw. Leidensfähigkeit von Vätern wird gelegentlich sicher überschritten. Dann folgen eben Amokläufe, zerstörte Existenzen und Verurteilungen. So mancher Gewaltakt wäre zu verhindern, indem man Väterrechte mehr beachtet. Ich merke, wie durch diese Dinge ein Graben zwischen den Geschlechtern geschaffen wird. Ich bin inzwischen gegen Frauen allgemein vorsichtiger und reservierter geworden.