Zwei Männer, verunsichert im Glauben, gehen miteinander (Körper) und reden (Kopf), bis ihnen beim Brotbrechen die Augen aufgehen (Herz). Eine gemeinsame Wanderung in die Nacht, in der Männer Miteinander in Glaubensfragen unterwegs sind. Eine Buchbesprechung von Reinhard Maier.

von Reinhard Maier

Die Wanderer nach Emmaus waren langsam, so wie Männer heute es in frommen Dingen vielleicht auch oft sind, und wahrscheinlich waren sie auch vorsichtig. Sie erkannten den auferstandenen Freund in dem Moment, als er bereits entschwand. Aber da brannte ihnen das Herz.

Mit Proviant und dem Gottes-lob im Rucksack verbindet die Emmauswanderung für Männer Elemente der Vesper des Stundengebetes der Mönche mit der Vesper als Brotzeit, zur Stärkung auf dem Weg. Dem eigenen Leben mit seinen Verlusten, Begegnungen und Erinnerungen können Männer im wortwörtlichen Sinne dabei nachgehen. So etwas wie Spiritualität zum Anfassen bietet Markus Hofer in seinem soeben erschienenen Buch „Männerspiritualität“. Denn Männer vermissen in den kirchlich praktizierten religiösen Ausdrucksformen meist die Erfahrung von Kraft und Vitalität. Dass es jenseits von erstarrten Ritualen und süßlichem Gefühlsbrei ein breites Feld für die Gestaltung spirituell berührender, oder vielleicht eher packender religiöser Anlässe gibt, das machen 14 Rituale, Modelle und Gottes-dienste für Männergruppen für verschiedene Anlässe rund um das Kirchenjahr klar.

Schon beim Lesen und Meditieren ist mir der „Aschermittwoch für Männer“ unter die Haut gefahren, wo da im Clamor, der lauten Trauerklage, das was schmerzt vor dem Angesicht Gottes hinausgeschrien wird, um es loszuwerden, darüber zu trauern und das Leid dadurch zu verwandeln. Wir Männer würden das Leid gerne erklären oder reparieren. Aber das geht oft nicht. Im Ritual des Clamor kann Wut und aufgestaute Trauer befreit werden. Wer seinen Schmerz verwandelt, muss ihn nicht auf andere übertragen und verwandelt sich damit selbst. Erst dann werden wir bereit zu Größerem. Und übrigens: Gott hört auch die stummen Schreie der Männer, wenn ihre Seele spricht.

Oder einmal beim Rucksack-Kreuzweg für Männer Steine auf den Rücken packen – jenes Schwere, Harte, Unverarbeitete das wir nicht ohne weiteres loswerden. Dem nachspüren, was unser Leben beschwert und uns im Grunde nicht froh und unbeschwert leben lässt. Dazu stehen, es ein Stück weit tragen und die Last dann wieder abgeben, loslassen, um am Ende Befreiung zu erfahren.

Allen, die nach Männerspiritualität suchen oder die eines der Rituale oder einen Gottesdienst des Werkbuches miterleben, wünsche ich jenen Segen, den der Wortgottesdienst „Unterwegs mit dem Propheten Elia“ Männern mit auf den Weg gibt:
Gott segne meinen Weg;
und wenn du weißt, wohin er gehen soll, dann führe mich.
Gott segne meine Leere;
und wenn du willst, dass sie fruchtbar wird, dann nähre sie.


Buchtipp

Markus Hofer: Männerspiritualität. Rituale, Modelle, Gottesdienste. Mit Beiträgen von Paul Burtscher, Gerhard Kahl und Harald Panzenböck, Innsbruck-Wien 2005 (Tyrolia Verlag)