Nicht selten gelten Männer als die großen Schweiger. Und die Frauen wüssten so gerne, was sich in ihren Köpfen dabei so abspielt. Was denkt er denn? Vielleicht ist es gar nicht soviel, wie sie meint?!

von Markus Hofer

Unlängst fragte mich eine fast verzweifelte Frau: „Herr Hofer, mein Mann kann stundenlang da sitzen und nichts sagen und ich habe keine Ahnung, was er denkt. Jetzt sagen Sie mir doch einmal, was denkt der?!“ Meine spontane Antwort war: „Nichts!“ Die Frau schaute mich groß an. Ich glaube tatsächlich, dass wir Männer, wenn wir uns entspannen, unser Gehirn auf Standby schalten. Wir können wirklich längere Zeit dasitzen und zumindest nichts Wesentliches denken. Ich kann aber auch die Frau gut verstehen: Sie sitzt die längste Zeit neben ihrem stummen Mann und denkt darüber nach, was er denkt, während er gar nichts denkt. Da kann frau schon zur Verzweiflung kommen.

Dieser Unterschied ist inzwischen durch die Gehirnforschung bestätigt worden. Männer können im Ruhezustand tatsächlich ihre Gehirnströme um bis zu 70% herunterfahren, während es den getesteten Frauen höchstens um 10% gelang. Das Radarsystem der Frauen scheint immer in Vollbetrieb zu sein. Frauen können im Schnitt wesentlich schlechter abschalten. Sie sind immer aktiv, immer auf der Hut, scannen gleichsam dauernd die Umgebung ab, wo sich etwas tut oder möglicher Weise sogar eine Gefahr droht. Ihr Radar kennt kein Standby.

Darum ist es für Frauen auch selbstverständlich, ihren Mann bei jeder Gelegenheit etwas zu fragen, um dann enttäuscht festzustellen, dass er gar nicht zuhört. Er kann aber schwer zuhören, wenn er sich gerade auf Standby befindet und die Gehirnleistung heruntergefahren hat. Da muss man schon, wie beim Computer, zuerst mit der Maus rütteln, damit er innerlich hochfahren kann. Wenn er schon lange schweigend auf dem Sofa sitzt, muss sie ihm zuerst signalisieren, dass jetzt etwas Wichtiges kommt – wir hören es sonst wirklich nicht.