Eine Verführung zur Unvollkommenheit soll dieser Beitrag sein, eine Verlockung zu sich selber, ein Impuls für die Urlaubszeit.

von Markus Hofer

Einmal einfach nicht funktionieren, einfach nicht funktionieren und dafür sich selber spüren…

Die Pflicht auf den Hut stecken und den Chef einen guten Mensch sein lassen. Ob die Firma mich schon vermisst?
Einmal einfach nicht verfügbar sein, einfach nicht verfügbar und dafür sich selber treu…
Geht doch mit kaputten Mitarbeitern auch die Wirtschaft kaputt. Oder schreien sie schon wieder nach mir?
Einfach einmal entbehrlich sein, einfach entbehrlich und dafür die Zeit verschwenden und nur nichts leisten…

Die Tochter wollte doch schon lange einmal mit mir allein auf den Fußballplatz, mein Sohn hat mich auch noch nie an einen Marterpfahl gebunden und mit meiner Frau habe ich auch schon lange nicht mehr… nicht nur das…
Mit einer Angel an einem Teich zu sitzen und sei es nur, um den Wurm zu baden, Hauptsache, es muss nichts dabei heraus kommen: Allein sein, um ungestört stumpfsinnig sein zu können.
Einmal einen Tag nur für sich allein nehmen, sich nur mit sich selbst beschäftigen, geheimnisvolle Orte aufsuchen, in die Tiefe gehen, sich auf die Erde legen…

Einmal einfach nicht funktionieren, einfach nicht funktionieren und dafür sich selber spüren…
Die Seele baumeln lassen - hoffentlich finde ich sie noch.
Früher, ja früher, da habe ich…, da haben wir… Warum nicht wieder einmal wie früher?
Wovon ich schon lange träume… Was ich schon lange einmal gerne getan hätte… Vielleicht wär’ jetzt Zeit da-für?!

Einmal einfach nicht verfügbar sein, einfach nicht verfügbar und dafür sich selber treu…
Das Handy im hintersten Bücherregal verstecken, auf den Laptop einen Blumenstrauß stellen, die Urlaubsadresse nicht verraten und den Terminkalender im Büro vergessen: Sich ernst aber nicht wichtig nehmen.
Einmal das tun, was ich eigentlich immer schon gern tun würde, aber wehe, der Chef (die Frau, die Nachbarn, die Angestellten, wer auch immer) würde mich dabei sehen: Wir müssen auch das Kind in uns pflegen, sonst werden wir zu schnell alt.

Und von all dem nur Weniges tun: Der schönste Urlaub geht flöten, wenn man sich zu viel vornimmt.
Einfach einmal entbehrlich sein, einfach entbehrlich und dafür die Zeit verschwenden: Es geht um meine eigene, unwiederbringbare Zeit, um Zeit für mein eigenes, unwiederholbares Leben.