Die Griechen feierten letztes Jahr ihr Osterfest viel später. Das Männerbüro lud eine Gruppe Männer ein, dieses Fest und die Karwoche bei den Meteora-Klöstern zu erleben.

von Markus Hofer

Bizarre Felssäulen, von Wasser und Wind geformt. Ein Wald aus Stein. Ablagerungen eines Flusses, in Millionen Jahren zum festen Fels gepresst, vom Regen ausgewaschen, vom Wind geglättet, stehen geblieben zum Trotz gegen alle Vergänglichkeit. Es war ein Traumziel religiöser Abenteurer, der Einsiedler von Meteora. Riesig erheben sich die Felssäulen unvermittelt aus der Ebene heraus. Diese Felsen hoch über der Erde haben sich gläubige Männer als Lebensbereich gewählt - als Religion noch nicht langweilig war. Sie haben die Herausforderung angenommen und auf diesen Felsnadeln Klöster gebaut. Die Meteora-Klöster sind auf jeden Fall besondere Orte. Auch heute noch. 

Klöster auf Felssäulen in einer bizarren Landschaft, das lädt einfach zum Wandern ein: „Das Wandern in dieser Gegend hat mich noch mehr mit dem ganzen sonstigen Erleben verbunden. Es ist fast, als ob man ein Teil dieser Größe werden kann, wenn man da hindurch wandert. Körper, Geist und Seele waren bei mir richtig beisammen in dieser Woche.“

Acht Männer, die Nachfrage war überraschend groß, machten sich Anfang Mai auf den Weg nach Nordgriechenland, um bei den Meteora-Klöstern die Griechischen Ostern zu erleben. Größer hätte die Gruppe nicht sein dürfen, denn die Klöster haben nur wenig Platz zu den abendlichen Liturgien: „Kurz nach 19 Uhr, Messe im Kloster Varlaam, einem Männerkloster. Am Nachmittag sind wir zu Fuß von Kastraki heraufgewandert, durch eine dschungelartige und teils wie unberührt wirkende Landschaft. Jetzt am Abend ist es in der Kirche dämmrig, obwohl draußen noch genügend Sonnenlicht ist. Es brennen nur wenige Kerzen und Petroleumlampen.“

Jeweils knappe zwei Stunden sind vereinbart. Manche Liturgien dauern bis weit in die Nacht hinein. Was die Männer dabei erleben ist unterschiedlich: Innere Ungeduld, Langeweile oder auch tiefe Rührung. Ungewohnt ist es auf jeden Fall und vielleicht auch herausfordernd: „Das Kommen und Gehen der Menschen während des Gottesdienstes verärgert mich zunächst, hindert mich zur Ruhe zu kommen. Auch bin ich es nicht gewohnt, größtenteils passiv am liturgischen Geschehen teilzunehmen.“ „Der Priester beweihräuchert das Evangelium und kommt heraus, um die Ikonen und die Anwesenden ebenfalls in Weihrauch zu hüllen. E rührt mich zu Tränen.“ „Eindrucksvoll die Karfreitagsliturgie in der Kirche von Kastraki. Die unter die Haut gehenden Gesänge begleiten mich bis in den Schlaf.“ „Wenn die großen hymnischen Choräle anheben, dann ergreift es mich tief drinnen. Die Augen werden feucht und ich bin völlig gerührt. Euphorisch eins mit allem. Vielleicht nur ein paar Momente, aber es sind tiefe Momente des Glücks.“

Klöster und Liturgie waren aber nicht das einzige auf dieser Reise: „Krönender Abschluss des Tages immer wieder das gemeinsame Essen und Trinken, garniert mit griechischer Gastfreundschaft und der immer mehr zusammenwachsenden Männergemeinschaft.“ Das Wort klingt schon abgedroschen, aber diese Männerfahrt war tatsächlich ganzheitlich: gemeinsam beten und singen, lachen und schweigen, essen und trinken, wandern und relaxen, reden und zuhören.

Das Osterfest selbst ist für die Griechen der Höhepunkt des Jahres. Alles was schon oder noch laufen kann ist in dieser Nacht auf den Beinen, um die Auferstehung zu feiern: Glockengeläut, Gesänge, Osterlicht, Feuerwerk, Umarmungen, Christos Anesti, Alithos Anesti, ein einziges Volksfest. Alles liegt sich in den Armen. Eine religiöse Euphorie, wie wir sie kaum kennen. Und dann der Ostermorgen: Soweit das Auge reicht wird gegrillt, Rauch steigt auf, Lämmer werden am Spieß gebraten, überall fröhliche Menschen, Ausgelassenheit, tolle Stimmung.

Vielleicht ein Resumee: „Die lange Anreise war wie eine Ouvertüre zu einer nicht enden wollenden Oper mit noch größtenteils unbekanntem Inhalt. Alles, was sich in den folgenden Tagen abspielte, waren sich scheinbar wiederholende Themen von feiner Hand geleitet, mit unterschiedlichsten Nuancen und Interpretationen in einer orthodoxen Kulturregion und Landschaft die ihresgleichen sucht. Alle Eindrücke, Erlebnisse und Gemeinsamkeiten sind schwer wiederholbar, haben aber in mir tiefe Eindrücke hinterlassen. Alles schien ein Kreis ohne Anfang und Ende zu sein, egal ob es die Freundlichkeit und das Leben der Einwohner, das griechische Frühstück, der Besuch der Tavernen, die Wanderungen auf Wegen und Umwegen, der Besuch der Klöster, die Ausblicke von und zu den Meteorafelsen oder der Besuch der orthodoxen Karwochen- und Osterliturgie waren. Parallel dazu, fast wie ein zweites Hauptthema in dieser Oper, war das Gemeinsame unserer Männertruppe.“