Im ‚Geschlechterkampf’ kann man sich mühelos die verschiedenen Ideologien um die Ohren hauen. Dabei hat jeder Mann und jede Frau seine eigene Geschichte, die da hinein spielt. Walter beschreibt in eindrücklicher Offenheit, woher seine ‚Wut auf Frauen’ kommt und wie er damit umgeht.

von anonym

„Immer wieder begegne ich Frauen, die mir erklären, dass sie – die Frauen – benachteiligt sind in unserer Gesellschaft, oder ich lese in der Zeitung, wo die Frauen noch immer nicht gleichberechtigt sind. Dann kommt tiefe Wut und Widerspruch in mir hoch. Ich reagiere zynisch und verächtlich auf diese angeblich so benachteiligten Frauen...

Haben Frauen je nach meinen Rechten gefragt? Meine Mutter war kalt und hart. In den Arm genommen hat sie mich nicht, aber geprügelt. Mit der scharfen Kante einer Schuhputzbürste hat sie sich auf meiner Wirbelsäule ausgetobt oder sie hat drei Tage lang nicht mehr mit mir gesprochen, obwohl ich vor ihr auf den Knien gekrochen bin und um Vergebung gebeten habe, weil ich nicht gleich Abwaschen gegangen war.

In der Kindererholung haben mir Frauen das „Ruhehalten“ in der Mittagspause mit einem Rohrstock beigebracht. Sie zwangen mich, so lange Karamelpudding zu essen, bis ich ihn nicht mehr erbrach. Meine Großmutter füllte mir immer wieder einen Schlag marinierten Hering auf den Teller. Ich musste den Teller leer essen, obwohl ich keinen Fisch mochte. Meine Mutter hat mir eingebläut, dass man Frauen nicht schlägt, aber sie durfte mich schlagen und prügeln. Es fällt mir noch vieles ein, wo ich von Frauen gedemütigt und gepeinigt wurde, solange ich mich nicht wehren konnte. Heute läuft es diffiziler ab. Ich fühle mich in vielen Dingen alleingelassen von meiner Frau. Die Verantwortung für all die kleinen und großen Dinge fühle ich schwer auf mir lasten.

...ich werde ruhiger, die Wut legt sich, und ich bemerke, dass das eine (die gesellschaftliche Realität) mit dem anderen (meine er- bzw. gelebten Beziehungen) nur bedingt zu tun hat. Ich spüre Wärme in mir hochkommen, wenn ich daran denke, mit wie viel Liebe mir meine Frau und meine Töchter begegnen, und ich spüre, dass ich versöhnlicher werde, wenn ich an Frauen denke.“