"Franz für Männer" - das Buch von Markus Hofer erscheint im Februar 2001. Der Mann auf der Reise zu sich selbst. Ein Buch über Dimensionen des Mannseins - auch für Frauen, die noch auf Männer neugierig sind. Mit einem Vorwort von Richard Rohr. Zur Buchpräsentation sind alle herzlich eingeladen.

 

von Reinhard Maier
 
Er hat einen ausgeprägten Hang zu Designerklamotten, neigt zu Eitelkeit und Selbstdarstellung und avancierte doch zu einem der größten Heiligen. Die Widersprüche und Gegensätze, Ecken und Kanten des Franz von Assisi sind es, denen Markus Hofer in seinem neuen Buch auf die Spur geht. Er ist ein Mann der Extreme, Heiliger und Narr, sucht Einsamkeit und Stille, scheut als Streiter keine Öffentlichkeit, schindet als Asket seinen Körper und ist zugleich ein Liebhaber des Lebens voller Verständnis für die Schwächen seiner Mitmenschen.

Die süßlichen Legenden und Heiligenbildchen, die ihn als lieben "Bruder Immerfroh" zeigen, als sanftmütigen Freund der Natur in trauter Gemeinschaft mit Vögeln und wilden Tieren, oder vielleicht noch als demütigen Diener der Armen unterschlagen die raue, wilde, provokante und kämpferische Seite des Franz von Assisi.

Zeichnete Hofer vor einem Jahr in seinem Buch "Francesco" vor allem die historische Gestalt des Heiligen aus Assisi nach, so geht er jetzt den Schritt weiter: Was hat uns dieser Mann heute zu sagen? Worin besteht seine anhaltende Faszination bis auf den heutigen Tag? Diese Frage lässt sich nicht mehr wissenschaftlich beantworten. Sie fordert zur Entscheidung heraus.

Spannend, erfrischend locker, in einer vom Staub von neun Jahrhunderten befreiten Sprache erzählt Hofer die einzigartige Karriere mit ihren Höhepunkten, zu der Scheitern und Niederlagen unverzichtbar dazugehören. So wird das Buch zu einem Gespräch mit diesem Franz, wie er dem Mann von heute entgegentritt. Der Autor unternimmt den durchaus gewagten Versuch, quasi selbst in die Kutte des großen Heiligen zu schlüpfen und ihn als Ich-Erzähler mit seiner Botschaft an Männer von heute selber zu Wort kommen zu lassen.

Ein wilder Mann

Bei mehreren Männerfahrten im Wohnmobil spürte der Autor dem Geist der Einsiedeleien des Franz von Assisi nach. Es sind wilde Orte mit einer faszinierenden und gleichzeitig beklemmenden Ausstrahlung, abgelegen von der Welt, mitten in der Natur, an rauen Felsen, still und fast unheimlich. Einsamkeit und Ruhe stehen dort in einer fruchtbaren Spannung zum Blick in die Welt. Franz war ein wilder Mann. Zu den Männern von heute meint er: "Habt Mut zum Wagnis. Glaube ist nicht nur Trost, sondern auch eine Herausforderung... Auch das Leben schlägt manchmal Wunden. Trotzdem könnt ihr nicht immer den billigsten Weg gehen."
 
Nicht weniger spannend liest sich das prominente Geleitwort von Richard Rohr: "Es ist wichtig, dass sich Markus Hofer entschlossen hat ein Buch zu schreiben über Franz von Assisi und zwar über ihn als Mann ... und er hat dabei einen Archetypen gefunden. Als solcher vereinigte Franz viele Seiten in sich. Er war männlicher Ritter und weiblicher Poet zugleich. Ein Mann, der die institutionalisierten Formen von Religion und Kultur grundlegend anzweifelte, ein Mann der fanatisch und ebenso flexibel sein konnte, ein Mann der politisch handelte, indem er das Evangelium Jesu in der radikalsten Weise lebte... Ein Mann, der gesehen wird als Urvater für Ökologen, Kirchenreformer, Friedensstifter ... für alle, die Einfachheit suchen, für Tierschützer, Träumer, heilige Narren und Bettler... Er hat auch ordentliche Fehler gemacht. Er war richtend, fordernd, rechthaberisch, kleinlich, sehr widersprüchlich und hatte ein riesiges Ego. Meiner Meinung nach war er nicht nur groß im Leben, sondern auch groß in der Sünde; mit anderen Worten: Er war berufen. Das sind die Leute, die brauchbar sind für Gott..."

Alles in allem: ein spirituelles Buch, weil es auf den Alltag zielt, Proviant für die Reise zu sich selbst. Ein Buch auch für Frauen, wenn sie etwas über Männer erfahren wollen.
 
 

Markus Hofer: Franz für Männer, ca. 120 Seiten, ISBN 3-7022-2366-5, Tyrolia Verlag Innsbruck-Wien 2001