Seit fast drei Jahren macht sich Markus Hofer jeden Samstag in Radio Vorarlberg im Rahmen der Sendung „Männersache“ seine Gedanken zum Mannsein. Über 120 dieser Impulstexte hat der Leiter des Männerbüros nun in Buchform gegossen.

von Michael Willam

Schon beim ersten Blick in das Buch von Markus Hofer wird klar, dass sich hier jeder Mann auf eine Herausforderung gefasst machen muss: Es kommen Themen zur Sprache, über die man(n) normalerweise schweigt. Hofer versteht es, heikle männliche Tabuthemen in einer schonungslos offenen aber dennoch sensiblen und kurzweiligen Art zur Sprache zu bringen und konfrontiert damit so manchen Geschlechtsgenossen mit den Eigenheiten seiner männlichen Identität. Hofer analysiert die vielen verschiedenen sozialen Rollen, welche im Laufe eines Männerlebens übernommen werden (müssen). Er spannt dabei den Bogen vom feurigen Lover-Typ, über den fürsorglichen Vater und guten Ehemann bis hin zum erfolgreichen Geschäftsmann – und legt zunächst Aspekte dieser unterschiedlichen Rollen frei, welche bei uns Männern unweigerlich zur Überforderung führen. Als „eierspendende Wollmilchsau“ sollten wir sämtliche an uns gestellte Erwartungen erfüllen. Themen der Sexualität spielen dabei eine große Rolle. Hofer thematisiert in sachlicher Art und Weise, wie sich ein in vielen Lebensbereichen auftretender Leistungsdruck auswirkt: Überforderung gepaart mit der Unfähigkeit, diese zur Sprache zu bringen, führen bei vielen Männern zu seelischen Nöten. Somit ist der erste Schritt, um dieser Entwicklung vorzubeugen, auftretende Probleme offen anzusprechen.

Genau das macht Markus Hofer seit Jahren in seiner Radiosendung „Männersache“ am Samstagmorgen auf Radio Vorarlberg. Als Hörer der Sendung würde ich eine zweifache Wirkung bei mir feststellen: Gewisse Themen lösen zunächst ein Gefühl des „Ertappt-Seins“ aus. Man kommt nicht umhin, sich in vielen Passagen der „Männersachen“ selbst wiederzuerkennen. – doch bleibt dieser kurze Impuls wirkungslos, wenn nicht ein zweiter Schritt folgt: der Schritt, sich diesen Erkenntnissen zu stellen. Wir können einem Aspekt der eigenen Persönlichkeit als Mann nachgehen und unsere „blinden Flecken“ aufspüren. Die Chance, wenn einem „ein Licht aufgeht“, ist erst dann genutzt, wenn wir am Thema dran bleiben, ohne gleich alles wegzuschieben oder den Sender zu wechseln.

In diesem Zusammenhang hat die Sendung eine weitere wichtige Funktion: All diese Themen interessieren auch die Frauen! Tatsächlich kann aus vielen Rückmeldungen entnommen werden, dass Markus Hofers Männersachen für Frauen mindestens so interessant sind wie für die Herren der Schöpfung. Man(n) redet schließlich nicht über Tabus, wie sie von Hofer aufgegriffen und analysiert werden – und Frau tappt oftmals im Dunkeln, was denn nun die wahren Sorgen und Nöte von Männern sind. So bieten die „Männersachen“ auch für Frauen eine Gelegenheit, mehr über Männer zu erfahren und die Erkenntnisse für sich zu nutzen.

Nun haben Stereotypen sicherlich auch ihre Grenzen, was ihre Verallgemeinerbarkeit betrifft. Nicht jeder Mann fühlt sich von denselben Themen im selben Maße angesprochen. Rollenbilder sind beweglich – und gerade heute scheinen sich die klassischen Rollen für den Mann verändert zu haben. Was für die einen eine Befreiung vom Rollenzwang bedeutet, führt für manch anderen zu Orientierungslosigkeit: An was können wir Männer uns noch orientieren? Wo ist unser Platz in der Gesellschaft? Wie gehen wir mit der eingangs angesprochenen Situation der Überforderung um? Jeder Mann mag sich nach der Lektüre dieses Buches auf diese Fragen seine eigenen Antworten geben. Wichtig sind jedenfalls Menschen wie Markus Hofer, welche diese Fragen offen ansprechen und für die Gesellschaft zum Thema machen – in lustvoller Art und Weise – mit einem Augenzwinkern zwischen den Zeilen – und als unverzichtbares Sprachrohr für viele Männer, die nie gelernt haben, über Gefühle zu reden.

Buchtipp

Markus Hofer: Männersache. Gedanken zum Mannsein, Innsbruck-Wien 2009 (Tyrolia Verlag), ISBN 978-3-7022-2994-8, € 12,95