Schließlich ist ja Fasching: Lachen ist gesund und Humor verändert die Perspektive. Deshalb: Männer sind Büffel!

von Markus Hofer

Dietrich Schwanitz macht sich Gedanken über die Frage: Was ist Männlichkeit im Feld unserer Zivilisation und die Antwort erinnert fast an ‚Die Schöne und das Biest’. Wenn Männer verliebt sind, verwandeln sie sich vorübergehend in Frauen. Es sei jedoch eine gefährliche Illusion, meint Schwanitz, nun zu glauben, sie seien im Grunde wie Frau-en nur mit einer anderen Anatomie. Denn spätestens, wenn er sich wieder in sein eigenes Biotop zurückzieht, zeige er sich im Rohzustand als Mann unter Männern.

Und wie sieht dieser aus? Schwanitz’ Beschreibung (Männer, S 24f) ist köstlich: „Stellen wir uns vor, die Zivilisation sei ein hübsch eingerichtetes Zimmer: Die Möbel geschmackvoll und durchdacht arrangiert der Teppich passt farblich perfekt, die Tapete ist ein Traum, und die dekorativen Blumensträuße verleihen dem ganzen eine heitere und frische Note. Steht dieses Bild klar vor Augen? Ja? Dann wird sofort klar: Der Mann passt nicht in die Zivilisation. Sie ist einfach nicht sein Biotop. Sich schlicht in ihm aufzuhalten und seine Harmonie zu genießen, ist ihm unmöglich. Das würde ihn nervös machen. Sucht er seine Zeitung, um sich vor der Wirkung der Schönheit zu schützen, wird er rücksichtslos das Zimmer durchpflügen, Möbel beiseite schleudern und Blumensträuße in die Ecke rücken, nicht ohne dabei einen umzukippen, sich in starken Ausdrücken darüber zu klagen, ‚dass das verdammte Gemüse überall im Weg steht’, und generell eine Schneise der Verwüstung in die Zivilisation schlagen. Fällt er gar in Form einer Horde von Kumpanen in das Zimmer ein, um sich dort einem Gelage, einer Skatrunde oder der Besichtigung eines Fußballspiels im Fernsehen zu widmen, wo wird man nachher die Zivilisation nicht mehr wieder erkennen. Sie blutet aus vielen Wunden. In ihr sieht es aus, wie auf einem verlassenen Schlachtfeld: Die Blumen sind tot, vergiftet von den Kippen, die in die Vasen versenkt wurden. Die Unters-ätze für die Gläser sind als Deckel für Strichlisten miss-braucht worden. Dafür haben die nassen Gläser und Flaschen Ringe auf dem ungeschützten Holz der Möbel hinterlassen. Im Teppich verbreiten etliche Brandlöcher und zahlreiche Flecken mit unregelmäßigen Konturen den Eindruck einer gewissen Verelendung. Der Fernseher ist von seinem natürlichen Platz entfernt und auf ein Fundament aus Büchern auf den Tisch gestellt worden. Die Lücken, die das in die Bestände des Bücherschranks gerissen hat, wirken wie die leeren Fensterhöhlen einer ausgebrannten Ruine.

Diese Verwüstung ist keineswegs das Ergebnis böser Absichten oder mutwilligen Zerstörungsdrangs. Der Mann fühlt sich in der Zivilisation einfach nicht heimisch. Ihm das vorzuwerfen hieße, einem Büffel darüber Vorhaltungen zu machen, dass ein Antiquitätenladen nicht seine natürliche Umwelt darstellt. Und so wie der Büffel große Flächen von Steppe mit Tümpeln, Suhlen und Schlammlöchern braucht, so braucht der Mann Hobby-keller, Garagen, Sportplätze und Kneipen, wo er sich in der Gesellschaft anderer Männer suhlen kann. Für den Aufenthalt in der Zivilisation muss er erzogen werden“

„Ich liebe dich“

Wenn ein Mann sich einmal zu so einer derart gewichtigen Mitteilung hinreißen lässt, dann ist damit auch alles gesagt. Er erwartet, so Schwanitz, dass die Frau weiß, dass ihn diese Kernaussage schon genug Überwindung gekostet hat. Weitere Nuancierungen wären für ihn unangebracht bzw. hätte er auch nicht zur Verfügung.

Wenn man die Gefühlswelt eines Mannes kennen lernen wolle, so müsse man beobachten, was er treibt, nicht was er sagt. Für Schwanitz ist das Hobby der Ersatz des stummen Inneren der Männer: „In seinem Hobby artikuliert sich das Unterbewusste des Mannes.“ Da könnte der Mann stundenlang von allen Feinheiten erzählen wie die Frau vom Reichtum ihres Innenlebens: „Und so gleicht das Verhältnis zwischen Mann und Frau dem eines mitfühlenden Hundes gegenüber seiner Herrin: da er nicht sprechen kann, legt er ihr einen Knochen auf den Bettvorleger. Das ist seine Sprache der Innerlichkeit. Das Frauchen aber versteht ihn nicht und schimpft, er versaue ihr den Teppich. Darauf verschwindet der Hund mit ein-gezogenem Schwanz im Keller und nagt am Knochen seines Hobbys.“ (S 104f)

Dietrich Schwanitz: Männer. Eine Spezies wird besichtigt. Frankfurt 2001 (Eichborn Verlag), ISBN 3-8218-0858-6


Kein Buch für Moralapostel und Hüter politisch korrekter Männlichkeiten – aber durch-aus lehrreich und amüsant für Menschen mit Freude an fein-sinnigem Humor und Tiefgang  ;-)