Nach dem Vorliegen des Frauenberichtes, waren die Männer im Visier der Frauenpolitikerinnen. Doch, wenn man Männer zu einer Veränderung bewegen will, macht auch der Ton die Musik.

von Markus Hofer


Die Mann-Frau-Debatte ist wieder angeheizt und das ist grundsätzlich gut so. Anlass waren der Frauenbericht Ende Mai und die laufende Obsorgedebatte. Die mediale Aufbereitung des Frauenberichts geschah manchmal sehr differenziert, manchmal allerdings auch äußerst plakativ. Da waren so dümmliche Sätze zu lesen wie: „Nichts hat sich geändert.“ Und das z.B. angesichts der Tatsache, dass es heute mehr Akademikerinnen gibt als Akademiker.

Wenn die Frauenministerin sagt, "Die Männer reden wie Paradefeministen, handeln aber wie Alltagsmachos!", dann ist das genauso geschmackvoll, wie wenn ich sagen würde: "Die Frauen reden wie Paradefeministinnen, handeln aber wie Alltagsglucken!" Und wenn eine Journalistin trotzig schreibt: „Freiwillig werden die Männer nichts hergeben“, so ist das eine sprachliche Kriegserklärung.

Der Ton macht Musik

Die feministischen Kampfparolen haben sich, aus meiner Sicht, genauso überlebt wie die gängigen Machosprüche vom Stammtisch - und sie sind nicht mehr zielführend. Der Ton macht wie immer auch die Musik. Männer gewinnt man, indem man sie würdigt. Wenn man nur auf uns herumhackt, nur fordert, dann ziehen wir uns eher zurück. Allen Kampfparolen fehlt die grundsätzliche Achtung vor dem anderen Geschlecht. Die Grundlage für das Teilen von Verantwortung und Arbeit ist aber die gegenseitige Würdigung.

Die Frauenforschung marginalisiert nicht selten die Väter zum Samen- und Geldspender, der neben der Mutter nur verblassen kann. Unlängst war sogar zu lesen, dass Buben keine männlichen Vorbilder bräuchten, das seien nur alte Geschlechterbilder. Woher wissen das diese Frauen eigentlich so genau? Man kann aber nicht die Männer für überflüssig erklären und gleichzeitig bedauern, dass sie sich in der Familienarbeit nicht mehr engagieren. Das tun sie erst, wenn sie auch bedeutsam sein dürfen.

Statt sich im Geschlechterdialog gegenseitig abzuwerten, sich nur die Schwächen und Defizite aufzurechnen, könnten wir uns doch auch zu einem gemeinsamen Richtungswechsel aufmachen. Nicht zuletzt, weil wir - Männer wie Frauen - im selben Boot sitzen. Eine neue Tonart wäre nötig.

Gleichberechtigung

Der Frauenbericht war auch ein Anlass, die Gleichberechtigung von Mann und Frau wieder ins Spiel zu bringen. Leider gibt es da immer noch Handlungsbedarf. Fairness zwischen den Geschlechtern müsste für jeden selbstbewussten Mann eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Ansonsten verkaufen wir uns unter unserer Würde.

Gleichberechtigung ist allerdings eine sehr umfassende Sache. Warum müssen junge Männer wertvolle Monate ihrer Ausbildungszeit dem Staat opfern und junge Frauen nicht? Warum müssen Scheidungsmänner den Unterhalt ihrer Ex-Frauen weiter finanzieren, obwohl andere Frauen in ähnlichen Verhältnissen schon längst wieder arbeiten gehen? Warum werden nur gewalttätige Männer thematisiert trotz besseren Wissens und eindeutiger Studien? Und warum leben Frauen zwar sechs Jahre länger als wir Männer, können aber fünf Jahre früher in Pension gehen? Zu diesem Umstand meinte unlängst eine junge Frau: „Das ist eigentlich voll krass!“

Gleichberechtigung ist unteilbar. Plädoyers für Gleichberechtigung bleiben unredlich, wenn sie selektiv sind, wenn sie sich nur auf Bereiche beziehen, in denen sich jemand gerade einen Vorteil erwartet. Gleichberechtigung müsste eine gemeinsame Sache sein von Männern und Frauen und nicht das eher kleinliche Spiel: Was kann ich dir wegnehmen? Es darf kein Wettkampf sein, bei dem es um Punktesiege geht.

Sorgerecht

In der laufenden Obsorgedebatte wiederholt sich dasselbe Spiel. Das feministische Gegenargument gegen ein gemeinsames Sorgerecht lautet stereotyp: Dann wird nur mehr gestritten. Die Erfahrungen in Deutschland und Österreich beweisen aber genau das Gegenteil. Und eigentlich ist es doch logisch: Wo sich streiten lohnt, wird auch gestritten! Wenn ich etwas haben kann, was du nicht kriegst, dann wird es erst interessant. Genau diesen Umstand müssten wir den Kindern zuliebe aber schleunigst abstellen.