Wenn eine Frauenministerin Männerpolitik macht, wird der Männerreferent von Amts wegen stutzig. Es geht um ein wichtiges Anliegen, das aber nicht tief genug greift.

von Markus Hofer

„Echte Männer gehen in Karenz“ promotete im Frühjahr unsere Frau Frauenministerin und die Aufforderung ist bei ihr meist verbunden mit der Klage, warum nicht mehr Männer die Karenz oder den Papamonat nutzen. Das hat viele Gründe und einer liegt auch bei der Frauenministerin selbst.
Zuerst einmal freut es denn Männerreferenten, wenn die Frauenministerin sich die Väter zum Anliegen macht. Mit dem Papamonat hat sie sogar eine alte Forderung der Männerbewegung ins Spiel gebracht. Doch dann wird der Männerreferent stutzig und liest das Kleingedruckte. Die Initiative der Frauenministerin ist grundsätzlich zu begrüßen, doch ihre Begründung ist zu eindimensional. Sie fordert die Väterkarenz, damit Frauen entlastet werden und durch die Väterkarenz wieder früher arbeiten gehen können. Dagegen ist prinzipiell nichts zu sagen, aber das ist zu wenig. Solche Initiativen sind bedeutsam, weil die Väter an sich bedeutsam sind, wichtig und unverzichtbar! Zudem tut es den Männern selber gut, wenn sie ihr Vatersein aktiv leben.

Die Gretchenfrage an die Frauenministerin ist: Wie ernst meint sie es wirklich mit den Männern? Wenn es um die Obsorgefrage im Scheidungsfall geht, ist von ihrer vermeintlichen Väterfreundlichkeit nichts mehr zu merken. Wenn man die Männer ins Boot bringen und sie zur Veränderung bewegen will, muss man es wirklich ernst mit ihnen meinen. Die Aufgabe eines Vaters ist nämlich wesentlich mehr als die Entlastung der Mutter. Aus Kindersicht ist klar: Väter sind wie Butter, durch nichts zu ersetzen.

Auch innerbetrieblich haben Karenzväter noch ein deutliches Imageproblem: „Welcher tüchtige Mitarbeiter kommt schon auf so eine Idee?“ Karenzvater klingt immer noch sehr verdächtig nach Weichei. Kinder, Beruf und Familie scheinen auch innerbetrieblich vorwiegend ein Frauenthema zu sein. Solche Imageprobleme könnten schlagartig verändert werden, wenn die Unternehmensleitung umdenkt. Dann geht es schneller als durch alle Aktionen von Frauen- oder Männerministern. Wenn von oben her klar signalisiert wird, dass aktive Vaterschaft erwünscht ist, dann wird vieles möglich sein. Die künftige Generation der qualifizierten Facharbeiter wird nämlich nicht mehr nur nach dem Gehalt fragen. Für diese jungen Männer wird auch die Work-Life-Balance ein entscheidendes Kriterium sein. Bei der Wahl der Arbeitsstelle werden sie sich fragen, wie sie in der Vereinbarkeit von Beruf und Familie von ihrem Betrieb unterstützt werden. Ein Umdenken im Spitzenmanagement wäre also im Grunde zukunftsorientiert.

Gehen also echte Männer in Karenz? Durchaus. Ist aber ein Mann ein echter Mann, der es tut, weil es ihm die Frauenministerin so sagt? Wohl eher nicht. Und warum schweigen die ganzen Väter in der Politik? Vielleicht weil sie ein schlechtes Gewissen haben. Das Thema Väter wird in den Startblöcken hängen bleiben, wenn wir Männer nicht es selber zur Männersache machen.