Die Oskar-Preisträgerin Jodie Foster ("Schweigen der Lämmer") brachte einen Sohn zur Welt. Die erforderlichen Spermien stammen aus dem Reagenzglas. Mann will sie keinen.

 

von Markus Hofer

Jodie Foster hat sich ein Kind zugelegt, anders kann man das kaum ausdrücken, denn die Zutaten für den Nachwuchs hat sie sich im biogenetischen Heimwerkerkatalog ausgesucht. Sie wird den Namen des Vaters nie erfahren, aber sie weiß genau, was sie in der Samenbank bestellt hat: 1,90 m groß, schwarzes Haar, hübsch, Doktor der Naturwissenschaften und ein IQ von 150. Mit diesen Zutaten ist sie überzeugt: "Mein Baby wird ein Genie."

Die Motive ihres Alleingangs: "Mit 35 ist mir bewußt geworden, daß die Uhr tickt. Ich hatte nie langdauernde Liebesbeziehungen. Ich bin zu unabhängig". Und: "Ich möchte keinen Mann, der mir erzählt, wie ich mein Kind erziehen soll." Die Inspiration kam von Madonna, die sich einen lebendigen Samenspender zugelegt hat: "Als Madonna über ihr Baby sprach, ist mir klar geworden, daß es das war, was meinem Leben noch gefehlt hat. Ich wollte diese Erfahrung auch für mich machen."

Dieser Selbstverwirklichungsegoismus läßt einen erschauern. Eine erfolgreiche Frau mit Yale-Doktorat erkennt, daß es eine Erfahrung gibt, die sie noch nicht gemacht hat, daß ihr noch eine Portion Lebenssinn fehlt. Den hat nun das arme Kind auszufüllen. Galt bislang, daß die Eltern für die Kinder da sind, hat sich die Perspektive verkehrt: Das Kind ist für diese Frau da. Einen Vater braucht sie nicht einmal fürs Geldverdienen. Geld hat sie genug, da reichen ein paar Spermien. Die werden aber dem Kind nicht reichen. Daß Jodie Foster, aller Voraussicht nach, nicht viel Freude mit ihrem Sohn Charles haben wird, ist ein zynischer Trost. Es kann und darf in erster Linie nur um das Kind gehen und nicht um die biologische Uhr einer 35jährigen Frau.
 
Kinder brauchen Mütter und Väter. So wie ein Kind - normalerweise! -aus dem gemeinsamen Akt der Zeugung erst entsteht, braucht es zur Entwicklung zu einem reifen Menschen wiederum Vater und Mutter. Das Kind wird J. Foster mit unerträglicher Penetranz nach ihrem Vater fragen. Da wird der IQ ihres Samenspenders ein schwacher Trost sein. Die Erfahrungen der Familienaufstellung haben gezeigt, daß die biologische Vaterschaft eine Art Naturtatsache ist, die nicht umgangen werden kann. Wird der leiblichliche Vater verdrängt, oder gibt es ihn wie hier nur auf dem Papier, hat es für die Kinder schwerwiegende Folgen. Die therapeutische Praxis zeigt, daß etwa 85% der Kinder mit gröberen Störungen Kinder sind, die entweder keinen Vater haben, oder einen Vater haben, der in der Familie keine Rolle spielt. Ein verhaltensgestörter Intelligenzler oder ein rauschgiftsüchtiges Genie ist sicher nicht, was sich J. Foster erträumt.

Hierzulande sind Samenspenden für Alleinstehende nicht erlaubt. Beim Protest gegen solche Reagenzglas-Fortpflanzungen darf aber nicht beleidigte Männlichkeit im Vordergrund stehen, sondern nur das Wohl der Kinder. Deshalb kann die Kritik nicht bloß Frauen wie Jodie Foster gelten, sondern auch den Ärzten, die es machen und nicht zuletzt den Männern, die ihren Samen zu diesem Zweck bei der Samenbank abliefern. Halten sie ihre Spermien für den Fortbestand der Menschheit für so unverzichtbar, daß sie sie in der Samenbank deponieren müssen? Was sich hier auftut ist ein verantwortungsloses Handeln gegenüber der Zukunft. Es ist die heutige Selbstüberschätzung, die uns keine Grenzen mehr anerkennen läßt. Und es geht um Grenzüberschreitungen, die sich - wie gehabt - rächen werden. Kinder brauchen nicht nur Spermien!