Früher wurde noch vom Gott der Väter geredet und das nicht nur, weil man sich auf die alten Gründerväter berief, sondern weil tatsächlich die Väter im Religiösen eine große Rolle spielten.

von Markus Hofer

Auf die Frage, ob er mit seinen Kindern anders bete als seine Frau, meinte ein Vater nach langem Nachdenken: „Also wenn, so mache ich es vielleicht mit mehr Pathos, mehr Ritual, mit mehr großer Geste.“ Damit hat er einen Grundzug männlicher Religiosität auf den Punkt gebracht. Sie ist sicher wortkarger, aber auch archaischer, erdiger vielleicht, mehr ins Handeln orientiert, zweifellos ritualisierter und sicher auch pathetischer – eigentlich lauter Dinge, die man sich heute kaum mehr auszusprechen traut. Im Gegenzug erinnern mich manche gestaltpädagogischen Gottesdienste schon fast an „Taxi Orange“, alles ist so nett und kuschelig, pseudo-gefühlvoll, mit lieben Symbolen und hübschen Liedern und trotzdem bringt es in mir nichts Großes zum Schwingen.

Der Zeremonienmeister

Weihnachten steht vor der Tür – für viele Familien vielleicht das wichtigste Fest im Jahr und für alle ein emotioneller Höhepunkt. Auch wenn man in der angeblich stillen Zeit davor gleichsam von Stille zu Stille hetzt, bemühen sich viele Familien, dem Heiligen Abend selbst eine religiös-feierliche Note zu geben, die über essen, trinken und Geschenke auspacken hinaus geht. In manchen Familien hat sich der Vater als Zeremonienmeister noch erhalten, wenn beispielsweise er es ist, der das Weihnachtsevangelium vorliest. Manche Männer halten sich zu Weihnachten gerne an eine Flasche, weil sie fürchten sonst im Gefühlsrausch zu ertrinken. Warum aber nicht die Sache selbst in die Hand nehmen? Wie? Für einen Moment feierlicher Stille sorgen, das Evangelium vorlesen, ein gemeinsames Gebet anstimmen, das Haus beweihräuchern, den Christbaum anzünden, mit den Kindern ein Hirtenspiel machen und natürlich singen -  auch wenn es einem vor liturgischer Rührung beim „Stille Nacht“ kalt den Buckel hinunter läuft!

Schlachten, braten, bruzeln

In frühbiblischer Zeit war der Vater im eigenen Haus eine Art Zeremonienmeister, im religiösen Leben der Gemeinde hatte er etwas zu sagen und die Weitergabe des Glaubens war eine spezifisch väterliche Aufgabe. In der Nacht des Auszugs aus Ägypten wurden nicht nur die männlichen Erstgeborenen der Ägypter getötet, sondern auch auf israelitischer Seite hatten die Männer einiges zu tun. Da wurde geschlachtet, gebraten und gebruzelt. Vermutlich haben das ungesäuerte Brot die Frauen gebacken. Es ist eine Form von Hausliturgie, in der etwas los ist: die Hüften gegürtet, Schuhe an den Füßen, den Stab in der Hand wird gemeinsam gegessen und getrunken, hastig zwar und zuvor waren noch die Türpfosten mit Blut zu bestreichen. Man spürt, dass da Männer am Werk waren und die jungen Söhne waren vermutlich stolz auf ihre Väter. Da wird gehandelt und getan, mit großen Gesten und im Auftrag des Herrn. Die Männer sind im Element, möchte man fast sagen. Man kann das als patriarchales Gehabe abtun, aber zumindest kamen die Väter damals noch vor, hatten noch eine Aufgabe, eine Rolle, eine Funktion.

In diesem Sinn wünscht Ihnen das Männerbüro ein „schaurig-schönes“ Weihnachtsfest! Und natürlich auch einen guten Rutsch ins neue Jahr!