Ithaka, die Heimat des Odysseus, ist nicht leicht zu erreichen. Zwei Tage waren wir unterwegs. Doch Odysseus konnte nach dem Trojanischen Krieg auch nicht in den Bus steigen. Der lange Weg ans Ziel war eine wohltuende Form der Entschleunigung. Als wir ankamen, war allen klar, warum es so lange dauern musste; und es war umso erfüllter.

ein Bericht von Markus Hofer

Wir waren letztlich eine kleine Gruppe von vier Männern, für die die Männerfahrt unvergessen bleiben wird. Schon die Insel Ithaka selber bleibt es: der ständige Wechsel von Meer und Land, Bergen und Buchten, grün und blau, Himmel und Erde nah beieinander. Die relaxte griechische Lebensform, ein Ouzo am Hotelbalkon bei Sonnenuntergang, das Tafeln zu viert mit Retsina und den vielen Vorspeisen, auch der mächtige Grill bei Kalkanis, Kaffee an der Platia in den wohligen Strahlen der Morgensonne, ein Mythos-Bier im Schatten nach vollbrachten Taten, dazwischen aber das Erwandern der Insel, das Pilgern zum Kathara-Kloster am höchsten Punkt der Insel, gemeinsame Rituale. Und das alles einmal unter Männern.

Jürgen: „Ich fühle mich hier im Einklang mit der Natur und der Natürlichkeit und Einfachheit der Inselbewohner. Keine Hektik, viel Gemütlichkeit, alles nicht so genau nehmen, auch das Unaufgeräumte hat seinen festen Platz im Dasein. Arbeiten um zu Leben, nicht Leben um zu arbeiten! Ich entdeckte auf der Insel eine Melancholie, eine Mischung aus Berührtsein, Trauer, mildem Seelenschmerz und weichem Herz. Sie machten in mir eine Tiefe bewusst, die unendlich scheint und meine Seele heilt.“

Adi: „Was bleibt von 100 Stunden Ithaka? Vielleicht die Erkenntnis, dass Odysseus der prominenteste Herumirrende der Weltgeschichte ist, aber nicht der einzige. Dass wir suchen müssen, immer wieder suchen – und dass es gemeinsam leichter ist. Es sind vor allem die langen Wanderungen, die uns zusammenführen, die Gespräche in Gang bringen. Die Sehnsucht nach einer inneren Heimkehr wird spürbar.“

Markus: „Die Tage in Ithaka waren für mich etwas besonders. Unsere Wanderungen, die tiefen Gespräche dabei, die Relevanz des Zusammenseins, die gespürte Nähe, das empfundene Schweigen, das Ausgesprochene wie das Erfühlte, das Gehen und Reden, das Schweigen und Lachen, das Beten und das Fußballschauen. Ja, das Beten hat es mir wieder sehr angetan. Die morgendliche Laudes war etwas ganz besonderes für mich, das ich eigentlich sehr vermisse.“

Reinhard: „Was bewegt vier gestandene Männer nach Ithaka auf die Insel des Odysseus zu reisen? Ist es reine Neugier und etwas Abenteuerlust in einer hoffentlich unproblematischen Männerrunde? Ist es die Suche nach dem eigenen Ithaka? Oder kann ein Mann wirklich nur dann zu Hause sein, wenn er von irgendwo zurückgekommen ist? Es ist allein schon etwas Besonderes jeden Tag mit einer Laudes, mit einem spirituellen Gedanken zu beginnen. Fazit: „Wie ist das klein, womit wir ringen, was mit uns ringt, wie ist das groß. (Rilke)“ Was wir besiegen, ist das Kleine, und der Erfolg selbst macht uns klein. Ithaka bleibt im Kielwasser der Fähre zurück. Schade, denke ich, wir hätten länger bleiben sollen.“

Für alle, die nicht dabei waren, werden unsere Gedanken etwas kryptisch klingen, aber es war eben eine außergewöhnliche Männerfahrt.