Auch in der Geschlechterdebatte wird manchmal Wasser gepredigt und Wein getrunken. Umso wohltuender ist der Zwischenruf einer Frau, der – passend in die heitere Jahreszeit – voll ehrlichem Humor ist.

von Christine Bernhard

Großartige Ernährer der Familie? Können Frauen auch. Zeugen der Nachkommenschaft sein? Ist die Medizin gerade dabei, den Männern abzunehmen. Väter mit nacktem Oberkörper, ein Baby auf dem Arm beim Homebanking am Computer? Auf die können wir verzichten. Bleibt die physische Überlegenheit: und die braucht niemand mehr jenseits von Wald und Jagd in der Dienstleistungsgesellschaft.

Na, einfach wird es nicht werden für die Herren der Schöpfung bei ihrem Aufbruch: Ein wenig ratlos kommen sie mir vor, die neuen Männer. Was bleibt ihnen aber auch übrig, als freundlich dreinzuschauen, die Hemden selbst zu bügeln und ganz betroffen zu flüstern: Was soll ich denn machen?

Dabei fing doch alles so schön an zu Zeiten der Frauenbewegung: Die Männer rotteten sich zusammen und fahndeten verschreckt nach ihren weiblichen Anteilen. Die Frauen haben sich in Selbstdefinition versucht und stürmen seitdem die männlichen Bastionen. Letztere wurden dabei nicht zu Männern, Erstere nicht zu Frauen. Sondern irgendwas dazwischen. Und schon schwindet sie erschreckend hin, die Differenz der Geschlechter.

Wieso erschreckend? Müssten nicht alle miteinander zufrieden sein, partnerschaftlich verteilt wie wir unsere männlichen und weiblichen Anteile haben? Jetzt könnte doch Frieden einkehren! Müsste der ewige Geschlechterkampf jetzt nicht ein Ende haben? Das Verblüffende ist: Wir Frauen sind alles andere als froh über diesen merkwürdigen Sieg, den wir errungen haben. Was sollen wir bloß mit all den bewussten Männern, irgendwo zwischen Schlaffi und niedlichem Weichei, anfangen?

Unser Gegenüber ist uns abhanden gekommen. Und damit genau jene Spannung, aus der – mitten in unserem ach so partnerschaftlichen Alltag – Erotik wächst. Und Liebe. Und Träume.

Schweiß- und geschlechtsfrei sind die neuen Männer. Dafür schieben sie Kinderwagen, gehen in Karenz und wollen über ihre Gefühle reden. Ja, ja, ja, das soll ja auch alles sein. Aber dafür müssen wir doch nicht danke sagen und uns mit Weißbrot zufrieden geben! Wo bleibt der Schimanski in Euch! Wo der Hauch Cary Grant? Liebe Männer, fühlt doch mal nach, ob genau davon noch eine Prise da ist in Euch!!

Auch wenn die Helden ausgedient haben und wir Heldinnen so grässlich pragmatisch, so ganz und gar unmythisch sind, nicht zum Träumen verlocken, sondern eher Angst machen. Die Sehnsucht nach dem anderen, dem selbstbewussten Fremden, die ist wieder ganz wach bei uns! Behaltet das Müllrunterbringen und die Hausaufgabenüberwachung bei, das nächtliche Aufstehen, wenn's nebenan kräht. Aber zieht Eure Birkenstocksandalen aus und bleibt Männer!

Und – fragt uns bitte nicht wie das geht.....