Männer gelten nicht selten als die großen Schweiger, zumindest in den Augen der Frauen, die die Männer gerne gesprächiger hätten. Doch Schweigen ist für Männer nicht nur die Unfähigkeit zum Reden.

Von Markus Hofer

Wenn Männer etwas miteinander unternehmen und dabei wenig reden, wird es von Frauen nicht selten abgewertet: Typisch Männer, was macht ihr denn die ganze Zeit? Es kann schon Oberflächlichkeit sein oder Unsicherheit voreinander. Es gibt aber auch eine Form des männlichen Schweigens, die uns viel bedeutet.
Zwischen Männern gibt es ein wortloses Einverständnisses, das gerade der Ausdruck besonderer Freundschaft ist, eine Art von tiefem Einverständnis, das eben keiner Worte bedarf und das vielleicht umso tiefer ist, je weniger es der Worte bedarf. 


Klischeehaft zeigen das Winnetou und Old Shatterhand mit ihrem typisch männlichen Telegrammstil. Je mehr sie befreundet sind, umso weniger und knapper reden sie und im gemeinsamen Kampf gegen gefährliche Gegner ist ihr wortloses Einverständnis überhaupt die größte Waffe. Wenn zwei Männer sich gut verstehen, scheint die Devise zu lauten, dann müssen sie überhaupt nicht mehr reden.  


Ein junger Mann hat in einem Aufsatz geschrieben: „Es war einmal ein Sohn, der hatte den besten Vater der Welt. Obwohl sie es sich nie sagten, wussten sie, dass sie das beste Team der Welt waren.“ Das ist nichts anderes als eine männliche Liebesgeschichte! Die beiden wissen es voneinander und darum brauchen sie es sich nicht zu sagen. Mutter und Tochter hingegen würden es sich gegenseitig immer wieder beteuern. Das weibliche Muster ist konträr: Wenn man sich mag, dann kann man immer über alles reden. Wenn Männer sich mögen, dann schweigen sie manchmal im wortlosen Einverständnis. Zwischen Mann und Frau ist das nicht immer so einfach.