Täglich erscheinen neue Ratgeber für alle Lebenslagen, von der perfekten Figur bis zum perfekten Verhalten. Überall sollten wir perfekt sein – eigentlich kein Wunder, dass uns zunehmend die Luft ausgeht.

Von Markus Hofer

„Optimize yourself“ stand auf einem Buch, das ich irgendwo liegen sah. Hole das Optimum aus dir raus, ist damit offensichtlich gemeint und vermutlich gilt das dann auch für jeden Tag und jede Stunde. Der Untertitel war nicht weniger beruhigend: „To Be the Best You Can Be“ Auf deutsch: Damit du der Beste bist, der du sein kannst. Vermutlich trifft diese Haltung ziemlich genau unseren momentanen Zeitgeist. Wir müssen ständig das Beste aus uns herausholen, uns gleichsam ständig wie eine Zitrone selber auspressen. Die Wirtschaft macht es uns vor.


Wahrscheinlich sollten wir im Aussehen topgestylt, im Sport beispielgebend, in der Ernährung vorbildlich, im ökologischen Verhalten mustergültig, in der Karriere beneidenswert, als Vater der Liebste von allen, als Ehegatte ein leuchtendes Beispiel und als Liebhaber umwerfend sein. Wenn wir das wirklich versuchen, machen wir uns im Grunde nur selber zum Affen.


Zum einen können wir nicht nur die Ansprüche erfüllen, die von außen an uns heran getragen werden; da bleiben wir selber auf der Strecke. Und zum anderen ist dieser gegenwärtige Optimierungswahn schlichtweg menschenfeindlich. Im Grunde wird das „Optimum“ verwechselt mit dem „Maximum“. Möglichst viel ist aber bekanntlich nicht immer das Beste. Manchmal gilt schlicht und einfach auch: Weniger ist mehr!


Ich bin zutiefst überzeugt: Nur im Unperfekten lässt sich gut leben! Eine gesunde Portion ‚Mut zum Unperfekten’ gehört unbedingt dazu. Wer sich täglich optimieren will, beginnt unweigerlich auszubrennen. Die Kehrseite von „optimize yourself“ ist nichts anders als „burnout“.