In einer Umfrage haben drei Viertel der Männer von sich gesagt, sie hätten keinen Freund. Kumpel und Kollegen haben sie natürlich viele, aber die echten Freunde, die scheinen eher Mangelware zu sein.

Von Markus Hofer

„Deine Liebe war kostbar für mich, mehr als die Liebe der Frauen.“ Das klingt ungewohnt aus dem Mund eines Mannes. Doch es ist kein geringerer als König David, der so von seinem Freund Jonathan spricht. Es war eine Freundschaft zwischen zwei jungen Männern, die raue Herausforderungen überstand und beiden einen starken Rückhalt gab. 


Wir Männer verwenden das Wort „Freund“ sehr exklusiv. Es braucht einiges, bis wir von einem anderen Mann als „Freund“ reden. „Kameraden“ kann man sich nicht selber aussuchen, mit denen wächst man durch die Situation zusammen. Echte Männerfreundschaft ist noch einmal etwas anderes, und darum verwenden wir das Wort auch sehr vorsichtig.


Freundschaft ist eine tiefe Verbindung, um die man nicht mehr buhlen muss, die trägt und verlässlich ist. Man hat sich lange nicht gesehen hat und doch ist alles wie beim letzten Mal, wenn Freunde zusammen kommen. Männerfreundschaft heißt, dass man über alles reden kann, genauso aber, dass man gar nicht reden muss. Es gibt zwischen Männern eine Form des wortlosen Einverständnisses als Ausdruck einer tiefen Verbindung, tiefer manchmal noch als Gespräche sein können. 


Warum haben Männer so wenige echte Freundschaften? Vielleicht ist es eine gewisse Unsicherheit voreinander, eine Scheu, näher aufeinander zuzugehen, Nähe zuzulassen. Und es ist sicher auch eine Frage der Zeit. Freundschaften müssen gepflegt werden. Doch es sind Investitionen, die sich lohnen, die unser Männerleben bereichern, stabilisieren und nicht zuletzt kann man sich unter Freunden auch einmal etwas sagen, das wir sonst von niemand erfahren.