Von Männeremanzipation ist bereits die Rede. Warum geht es dabei? Müssen sich die Männer von den Frauen emanzipieren? Viele Männer unterdrücken sich zuerst einmal selbst.

Von Markus Hofer

Zwei Bankräuber flüchten auf dem Bahngeleise immer den Schienen entlang. Da taucht von hinten der Zug auf und ein Bankräuber sagt zum anderen: „Wenn nicht bald eine Weiche kommt, sind wir verloren.“ Dieser Witz schildert im Prinzip die Grundstruktur des Herzinfarkts. Das Idealbild des supermännlichen Mannes in unserer Leistungsgesellschaft ist im Grunde die typische Herzinfarkt-Persönlichkeit. Es sind die Eigenschaften, die einem Mann heute Aufstieg, Karriere und höchstes Prestige versprechen: der energiegeladene, ehrgeizbesessene Tatmenschen, der sich durchsetzt und sich nirgends klein kriegen lässt. Diese Eigenschaften zusammen sind insgesamt eine hochgefährliche Lebensform.


Packt man uns Männer bei unserer ‚Männlichkeit’, kann man uns fast an der Nase herum führen. Manche lassen sich regelrecht ausbeuten, um als männlich zu gelten. Männer riskieren mehr, leben gefährlicher, betreiben riskantere Sportarten und gehen weniger achtsam mit ihrem Körper um. 


Die Männer sind nicht so sehr die Opfer ihrer Frauen als viel mehr das Opfer ihrer eigenen Männlichkeit. Emanzipation heißt dann, dass ich als Mann weiß, was ich will, dass ich selber entscheide, wen ich womit beeindrucken will und was ich nicht bereit bin mitzumachen, nur weil es als männlich gelten mag. Nehmen wir uns selber bei der Nase: Wir Männer müssen uns emanzipieren von übertriebenem Mannsein, von falschem Männlichkeitswahn und vom steifen Männlichkeitspanzer. Der Mann, der es besonders richtig machen will, macht es bereits falsch.