Was heute von Männern erwartet wird, ist eigentlich nicht wenig. Ein toller Lover soll er sein, ein einfühlsamer Vater mit viel Zeit, ein Super-Mann eben. Bei so vielen Erwartungen gilt es, ein eigenes Profil zu gewinnen.

Von Markus Hofer

Nach wie vor hat Papa für eine volle Geldlade zu sorgen. Daneben muss er ein Vater sein, der viel Zeit mit den Kindern verbringt, bei den Schulaufgaben hilft, Windeln wechselt und nach dem Fahrradflicken in der Küche einspringt. Der Frau soll er ein verlässlicher und einfühlsamer Partner sein, der gut zuhören und wenn es passt, ein feuriger Lover sein kann. Gesucht ist eigentlich der Super-Mann, der alles kann – und den gibt es nicht.


„Uns geht es nicht viel anders“, werden an dieser Stelle die Frauen einwenden, und das stimmt zweifellos. Ist da etwas aus dem Lot geraten? Vermutlich nicht, aber es ist sehr viel anders geworden. Als noch die traditionellen Geschlechterrollen galten, war manches einfacher, auch simpler. Heute gibt es für Frauen wie Männer viel mehr Möglichkeiten und damit steigen auch die Herausforderungen. Ein zurück in die gute alte Zeit, die es vermutlich nie gab, ist nicht mehr möglich und wäre auch nicht wünschenswert. Vielmehr sollten wir uns der männlichen Vielfalt und den Herausforderungen unseres Geschlechts stellen. Doch wie? Auf jeden Fall ohne männlichen Perfektionswahn!


„Männer mit Profil“ fordert Stefanie Werger in ihrem bekannten Lied. Doch Männer, die versuchen allen Ansprüchen gerecht zu werden, fehlt letztlich genau dieses Profil. Profil entsteht nämlich erst, wenn man etwas weg lässt. Männer mit Profil sind nicht die vermeintlichen Alleskönner, sondern die Engagierten mit Mut zum Unperfekten, zum Fehlerhaften, zur Lücke. Wenn wir das Ideal vom perfekten Mann los lassen, landen wir bei uns selber. Dann finden wir erst zu unseren eigenen Stärken und Möglichkeiten, dann können wir unser eigenes Profil entwickeln.