Von Markus Hofer

Wenn Männer zusammen kommen, sind sie im Normalfall zuerst einmal Konkurrenten. Mehr oder weniger klopft man(n) sich gegenseitig ab, sondiert das Revier und unter dem Strich geht es um die Rangordnung, um den Platz auf der Hühnerleiter. Vorerst treten sich gleichsam Ritter in Rüstungen gegenüber, das Visier vorsichtshalber erst mal herunten - man könnte ja gleich eins hinein bekommen. Es wird gerangelt, die Hierarchie ausgetestet, jeder muss schauen, auf welche Sprosse der Hühnerleiter er gehört. Und ganz wichtig: Sich ja nicht blamieren! Auch wenn man sich nach gewisser Zeit oder ein paar Bier schulterklopfend in den Armen liegt, bleibt oft das Innerste ausgespart, der persönliche Bereich versperrt. 

Mit „Worüber Männer reden, wenn Frauen nicht zuhören“ war ein Artikel in einer Frauenzeitschrift übertitelt und die Autorin fand keine Antwort auf die Frage. Vordergründig mag es viel Oberflächliches und Belangloses sein, aber das eigentliche Spiel mit der Hühnerleiter läuft unter der Oberfläche. Gerade deshalb tut es Männern gut, wenn sie einmal aus der verdeckten Rivalität aussteigen, sich in Brüderlichkeit erleben können, wenn sie ihre Reviere haben, wo die Platzhirsche das Geweih an den Zaun hängen dürfen.

Nur wenige Männer sagen von sich, dass sie keinen Freund hätten. Vermutlich verwenden wir Männer auch das Wort „Freund“ exklusiver als Frauen. Männliche Freunde sind mehr als Kumpel oder Kollegen, mehr als eine berufliche Seilschaft oder eine sportliche Allianz. Es verbindet sie mehr und es gibt eine Übereinstimmung, die weit über den Alltag oder mögliche Differenzen hinausgeht. Männerfreundschaften haben eine Qualität, die den einzelnen Mann in seiner Männlichkeit bestärkt, die es ihm ermöglicht, seine männlichen Batterien aufzuladen. Und es tut uns einfach gut, Verstehen und Nähe auch von Männern zu erfahren.