„Ein lebender Hund ist besser als ein toter Löwe“, lautete ein markanter Satz aus dem Alten Testament. Doch die Sache geht noch weiter: Es folgt ein Aufruf zur Lebensfreude aus dem Mund des Predigers!

Von Markus Hofer

Der Prediger Kohelet im Alten Testament war ein Mann mit Lebenserfahrung. Seine sehr nüchterne und doch radikale Sicht des Lebens ist eigentlich auch für uns Männer heute aktuell und ein Portion davon könnte möglicherweise heilsam sein. Er erzählt, wie er an sich selber experimentierte, Gold und Silber anhäufte, Häuser baute und Parks anlegte, sich einen ganzen Harem besorgte, sich betrank, was er sehr poetisch formuliert: „Ich lockte meinen Leib mit Wein, während mein Verstand das Wissen auf die Weide führte.“ Das ist doch ein schöner Ausdruck für einen Vollrausch. Trotzdem kommt er am Ende zum Ergebnis: „Das ist alles Windhauch und Luftgespinst.“


„Was erhält der Mensch“, schreibt Kohelet, „durch seinen ganzen Besitz, für den er sich anstrengt? Alle Tage besteht sein Geschäft nur aus Sorge und Ärger, und selbst in der Nacht kommt sein Geist nicht zur Ruhe.“ Man könnte fast meinen, dieser alttestamentliche Prediger kennt uns Vorarlberger. Und dann zieht er den Schluss: „Besser ist eine Handvoll und Ruhe, als beide Hände voll und Arbeit und Luftgespinst.“
Der Prediger Kohelet verdeutlicht, dass Besitz und Reichtum, Wissen und Bildung, Wohlstand und Ansehen allein nicht Sinn und Ziel des Lebens sein können. Niemand kann damit sein Leben verlängern, und nichts davon mitnehmen. Das Totenhemd hat keine Taschen, hieß es früher.


Was aber zählt denn noch? Was lässt dieser Prediger denn noch gelten? Seine Antwort ist herrlich klar und eindeutig: „Iss freudig dein Brot, und trink vergnügt deinen Wein; denn das, was du tust, hat Gott längst so festgelegt, wie es ihm gefiel. Trag jederzeit frische Kleider, und nie fehle duftendes Öl auf deinem Haupt. Mit einer Frau, die du liebst, genieß das Leben alle Tage deines Lebens.“