Nach dem Fall von Amstetten hat der Fünffach-Mord in Wien, Linz und Ansfelden unser Land erschüttert. Ein Mann hat, wie er angibt aus Scham, seine Frau, seine Tochter, seine Eltern und den Schwiegervater ermordet.

Von Markus Hofer

Zu Pfingsten soll Reinhard S. noch ein „ganz normales“ Wochenende mit seiner Familie verbracht haben, wobei er gerade zu seiner Tochter angeblich immer ein sehr liebevoller Vater gewesen sei. Offensichtlich aber plante er schon länger, seine engsten Familienangehörigen zu töten und setzte dieses Vorhaben dann ganz penibel um. Solche Gewalttaten sind letztlich unfassbar und doch steht dahinter ein Muster, das schon auch mit uns Männern zu tun hat. 


Reinhard S. war, wie jetzt zu vernehmen ist, ein Mann, der sehr auf Erfolg und Prestige aus war. Dabei hat er sein Image des erfolgreichen Aufsteigers offensichtlich auch mit einigen Angebereien künstlich aufpoliert. Seine Selbstdarstellung im Internet grenzte an Hochstapelei. Dazu wollte er auch noch finanziell erfolgreich sein und versuchte es mit verschiedenen Geschäften und Aktienspekulationen. Als er 300.000 Euro, die er teilweise von Familienmitgliedern ausgeliehen hatte, in den Sand setzte, brach das Gebäude zusammen. Vom ganzen Image, dem mühsam aufgebauten Prestige blieb nichts mehr übrig als ein offensichtlicher Versager und Blender. Seine Familie habe er ausgelöscht, wie Reinhard S. bekannte, „um ihr die Schmach zu ersparen“.
Die Geschichte von Reinhard S. ist ein kranker Extremfall. Trotzdem stellt sich für uns die Frage: Wie viel sind wir bereit für unsere Ehre als Männer zu opfern? Was sind wir alles bereit zu tun, wenn es um unser eigenes Prestige geht? Letztlich sind vermutlich auch die Männerbilder krank, in denen wir immer nur die tollen Gockel sein müssen und sonst nichts zählen, Männerbilder, in denen kein Platz ist für Versagen, für Niederlagen, für Fehler und Ängste. Letztlich ist es mangelndes Selbstbewusstsein als Mann, das durch falsche Ehre und hohles Gehabe ersetzt wird.