Männer entwickeln im Rudel manchmal sehr ausgelassene Verhaltens-weisen und fühlen sich pudelwohl dabei. Es scheint, als würden sie das Kind im Manne gemeinsam von der Leine lassen und die Augen glänzen.

Von Markus Hofer

„Dieses Wochenende haben wir einmal richtig die Sau rausgelassen!“, erzählt Robert am Montag im Büro und er scheint an noch nichts anderes denken zu können. Die Augen glänzen immer noch. Was glauben Sie hat Robert am Wochenende gemacht? Er war weder in einem Bordell noch mit Kollegen beim Komasaufen. Er war mit seinem Männerchor in Deutschland bei einem Chorwettbewerb. Lustvoll haben sie sich singend mit anderen Chören gemessen, geprobt, Nerven gezeigt, sich verglichen. Sie haben gemeinsam konzentriert ein Ziel verfolgt mit Anspannung und Enttäuschungen und am Ende auch mit dem zweiten Platz einen Siegestaumel erlebt. „Warum wird bei den Männern alles zu einem Kräftemessen?“, fragte mich einmal eine Frau. Weil es einfach lustvoll ist und es uns so mehr Spaß macht, wäre die Antwort von uns Männern.
Gleichzeitig hat Robert, der mit einem alten Freund das Zimmer teilte, gemerkt, dass sie immer noch die alten Kindsköpfe von früher sind, dass im ausgelassenen Blödeln die alte Freundschaft auflebte. Er strahlt immer noch, wenn er erzählt, wie der Schmäh auf allen Ebenen lief, es eine riesen Hetz war und sie zusammen fast bodenlos lachen und blöd tun konnten. 


Vermutlich kennt das jeder Mann und sehnt sich nach solchen Gelegenheiten. Unser Alltag ist stark strukturiert, von Verpflichtungen und Erwartungen geprägt, viele Normen vorgegeben, korrekt sollte alles sein und da tut so ein Ventil einfach gut und sei es ein Rangeln und Raufen, Lachen und Blödeln. Es ist Balsam für die Männerseele, zwischendurch die Sau raus zu lassen, auch wenn dabei nichts Unanständiges passiert.