Jahrelang wurde vermutet, dass Buben und Männer eigentlich über ihre Probleme sprechen möchten, aber Angst davor haben, lächerlich gemacht zu werden bzw. schwach zu erscheinen. Doch dem scheint nicht so zu sein.

Für Buben sind Problemgespräche sinnlos. Zu diesem fast provokanten Ergebnis kommt eine amerikanische Psychologin, die in vier Studien mehr als zwei tausend Kinder und Jugendliche befragte. Dass viele Buben und Männer nicht gern über ihre Probleme reden, ist offensichtlich. Dahinter liegen aber laut der Studie nicht Hemmungen, Gefühle zuzugeben, oder die Angst sich zu blamieren, sondern reines Desinteresse: Denn eigentlich halte der männliche Teil der Bevölkerung Problemgespräche großteils für Zeitverschwendung.
Auf die Frage, was sie von Gesprächen über ihre Probleme erwarten, antworteten die Mädchen, dass sie auf Verständnis und das Gefühl hofften, nicht allein zu sein. Buben hingegen gaben zu Protokoll, dass sie sich "komisch" fühlen würden und "als ob sie ihre Zeit verschwenden", wenn sie Problemgespräche führen müssten. Nicht allen Buben geht es nach dem Reden besser.

Reden ist nicht alles

Sicher ist, dass es Problem gibt, über die man reden muss. Sicher ist aber auch, dass das nicht für alle Probleme gilt. Männer haben manchmal ganz andere Bewältigungsstrategien. Wenn uns zum Beispiel der Chef ärgert, würden viele Frauen gerne zwei Stunden darüber reden und dann geht es ihnen besser. Für viele Männer aber wären zwei Stunden Sport die effizientere Variante der Verarbeitung.


Aus ihren Studien leitet die Psychologin Empfehlungen ab, die schon differenzierter klingen: Eltern von Buben sollten sich darauf konzentrieren, den Wert von Gesprächen zu verdeutlichen. Mädchen wiederum sollte vermittelt werden, dass das permanente Reden über Probleme nicht der einzige Weg ist, damit umzugehen.