Mädchen können die längste Zeit ruhig beieinander sitzen, miteinander spielen und reden. Bei Buben kommt das schon auch vor, aber es dauert nicht lange, und dann geht es wieder ordentlich rund und hörbar laut zu.
„Manchmal kann er so anhänglich sein und dann stößt er mich wieder vor den Kopf“, meinte eine ratlose Mutter. Sie ticken einfach anders, die Jungs, und oft ist es gar nicht so leicht für Mütter, die eigenen Söhne zu verstehen. Vor allem können sie tatsächlich von einer Sekunde auf die andere von liebevoll-kuschelig auf kämpferisch-grob umschalten.
Mit mehr Antrieb auf dem Weg
Der bekannte Hirnforscher Gerald Hüther hat dafür ein schönes Bild entwickelt. Man kann das kindliche Gehirn mit einem Orchester vergleichen. Eigentlich ist die Besetzung der Instrumente bei Männern und Frauen gleich. Nur die Anordnung ist anders. Bei den Mädchen dominieren die melodietragenden Instrumente wie Flöten und Geigen. Bei den Jungs funktioniert das auf Dauer nicht, denn da sitzen zu viele Pauken und Trompeten in der ersten Reihe, die sich immer wieder bemerkbar machen. Die Ursache sieht er in der Einwirkung des Testosterons auf die Gehirnbildung schon vor der Geburt. Jungs machen sich von Anfang an mit mehr Antrieb auf den Weg, meint der Hirnforscher.
Das ist ein wirklich brauchbares Bild, um diese gerade auch für Mütter oft sehr unverständlichen Reaktionsweisen besser akzeptieren zu können. Man kann es sogar wörtlich nehmen: Welche Instrumente lernen Kinder? Heuer beim Wettbewerb „Prima la musica“ habe ich es gezählt: Bei den Geigen dominieren eindeutig die Mädchen mit 89%. Hackbrett, Harfe und Zither spielen überhaupt nur Mädchen. Bei den Holzbläsern dominieren sie immer noch mit 75%. Bei den Blechbläsern dreht es sich wie zu erwarten: 85% Jungs. Beim Schlagwerk ist es ganz klar: zwei Mädchen und 29 Burschen.