Von Markus Hofer

Unlängst erreichte mich ein anonymer Brief einer Zuhörerin, den ich gerne aufgreifen würde. Sie schreibt: „Sehr geehrter Herr Hofer! Sie brachten es in der Sendung über Männermacht auf den Punkt. Ich bin seit vielen Jahren verheiratet und mein Mann will alles mit seiner Macht durchsetzen. Ob es früher mit dem Alleinausgehen war, ich hatte die Kinder zu hüten oder sie allein zu lassen, verzichtet hätte er nie. Seit ein paar Jahren ist er in Pension und redet oft den ganzen Tag außer „Morgen“ und „Tschüss“ nichts. Sage ich was, brüllt er los, ich täte meckern. Er tut den ganze Tag das Gleiche zur gleichen Uhrzeit, ob aufstehen, spazieren gehen oder sonst was. Zu Hause liegt er den ganzen Tag auf der Couch, abends sitzt er vor dem Fernseher oder Computer. Sein Hobby kann er wegen Verletzungen nicht mehr ausüben. Er ist so richtig aggressiv und böse, schon sein Blick ist oft zum Fürchten. Jeden Tag macht er das Gleiche von morgens bis abends. Ihre Sendung am Samstag will er nie hören, er weiß schon warum!!!“

Dieser Mann, und da ist er nicht der einzige, ist ein Pulverfass. Er macht alles völlig regelmäßig und tut eigentlich fast nichts, weil er seine ganze Energie braucht, um überhaupt ruhig zu sein und nicht zu explodieren. Hinter der aggressiven Fassade brodelt es gewaltig. Es ist aber nicht einfach Aggression, sondern ein Mix von Kränkungen und Verletzungen aus der ganzen Geschichte dieses Mannes, an Ängsten und anderen nie ausgesprochenen Gefühlen, eine unendliche Hilflosigkeit letztlich. Der Mann ist nicht zuletzt ein Pulverfass, weil er es nie gelernt hat, etwas heraus zu lassen – vermutlich gerade aus Angst vor dem, was dann heraus kommen könnte. Dabei würde vermutlich gar nicht viel passieren und seine Frau hätte für Vieles Verständnis. Zudem: Ein kleiner Lavastrom ist immer noch harmloser, als wenn einmal der ganze Vulkan explodiert.