Das Geschlechtshormon Testosteron macht Männer vermutlich von Natur aus aggressiver. Aggressiv heißt aber noch nicht gewalttätig. Vielmehr ist Aggression eine Kraft, zu der manchen Männern auch der Zugang fehlt.

Von Markus Hofer

Männliche Aggression ist in Verruf gekommen – doch Aggression ist noch lange nicht Gewalt. Der gewalttätige Mann ist nämlich durchwegs jener, der es nicht gelernt hat, mit seiner Aggression und Kraft umzugehen. Oft sind es innerlich schwache und unreife, manchmal auch hilflose und überforderte Männer, die zu körperlicher Gewalt greifen. Starke Männer haben es nicht nötig, mit Gewalt auf Schwächere loszugehen.


Sie hat zuerst viel mit unserer Lebenskraft zu tun, mit unserem Antrieb, neudeutsch mit unserer Power. Das lateinische „aggredi“ heißt so viel an etwas heran gehen. Aggression hilft uns einerseits Ziele zu verfolgen, Wünsche zu äußern und andererseits auch Grenzen zu ziehen, zu sagen, was wir nicht wollen. Man kann sich in einer Partnerschaft nicht auf Dauer zusammensetzen ohne den Mut zur Auseinandersetzung.


Viel Lebensweisheit steckt in der Betrachtung der süditalienischen Vulkane. Da gibt es einmal den Ätna oder den Vesuv. Das sind Vulkane, die ganz selten oder fast nie ausbrechen. Wenn sie aber ausbrechen, endet es immer in einer großen Katastrophe. Daneben gibt es aber noch einen anderen Vulkantyp: den Stromboli. Der spuckt tagein tagaus und ununterbrochen macht er ein bisschen Lärm. An seinem Fuße leben aber schon seit Jahrhunderten Menschen, ohne dass etwas passiert wäre. Stromboli-Typen sind vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, aber sie leben gesünder. 


Rücksichtnahme ist sinnvoll, kann aber auch zu Anpassung, Routine und Stillschweigen führen. Leiden wird dann zur Lebenshaltung, wenn Wut, Neid, Eifersucht keinen Ausdruck finden dürfen. Wir müssen schauen, wie die blockierten Lebenskräfte wieder frei gesetzt und Aggression als vitale Energie integriert werden kann.