Erzählen ist nicht gleich erzählen. Gerade das einander Erzählen kann für Mann und Frau unterschiedlich wichtig sein.

Von Markus Hofer

„Meine Kollegen sehe ich derzeit auch nur am Wochenende, wie meine Freundin“, erzählte mir mein junger Freund Dominik: „Aber wenn wir uns sehen, müssen wir nicht lange darüber reden, was diese Woche war, sondern unternehmen einfach etwas. Wenn ich meine Freundin wieder sehe, freue ich mich, aber kommunikativ ist das schon eine größere Herausforderung.“


Wenn Männerfreunde sich treffen, freuen sie sich, dass sie sich wieder sehen und alles ist in Ordnung. Es ist gar keine Frage, ob sie sich noch mögen, ob ihre Beziehung noch in Ordnung ist usw. Sie brauchen auch nicht zu wissen, was der andere inzwischen alles erlebt hat. Sie genießen einfach das neuerliche Zusammensein. Für Frauen stehen aber genau diese Fragen im Vordergrund. Indem sie alles erzählen, was sich inzwischen getan hat, versuchen sie gleichsam die Beziehung wieder herzustellen. Die aus Männersicht natürlich immer da war.
Für Frauen ist es eine Art Beziehungskitt, sich gegenseitig alles zu erzählen, was sich ereignet hat. Wir Männer würden das nicht so brauchen. Ich weiß von Zwillingen, die viele Jahre miteinander durch dick und dünn gegangen sind. Dann gab es ein Zerwürfnis und sie haben sich ein paar Jahre nicht gesehen. Als sie sich erneut trafen, gaben sie sich die Hände und alles war wieder in Ordnung. Nur die Frau des einen hat nie verstanden, warum sie über das alles nicht reden mussten. Die Frauen brauchen es und deshalb sollten wir Männer auch zuhören – vielleicht muss es aber nicht die ganze Länge sein.