Am zweiten Sonntag im Juni ist in Österreich der Vatertag. Jenseits von Krawatten und Hochprozentigem könnte er ein Anlass sein, über die Bedeutung von Väterlichkeit nachzudenken.

Rund um den Muttertag gab es viel zu lesen, was die Mütter leisten und wie wichtig die Eigenschaften der Mütterlichkeit sind. Das geschieht natürlich zurecht. Am Ende dieser Muttertagsartikel kommt dann aber meist ein gut gemeinter Wink an die Väter, der offensichtlich tröstlich sein sollte. Dieser Wink lautet unisono: Auch ihr Männer könnt das erreichen, wenn ihr mütterlich werdet. Nein, möchte ich da laut aufschreien. Die Männer sollen nicht mütterlich sondern väterlich werden. Väterlichkeit ist auch ein Wert in sich!

Für „leidenschaftliche Väter“ plädiert der Extremkletterer Stefan Glowacz in einem Interview: „Wenn ich nicht ein leidenschaftlicher Vater bin, dann bin ich kein guter Vater, sondern irgendein Vater.“ Da kann man ihm nur aus vollen Herzen zustimmen. Doch leidenschaftlich wird ein Vater nur, wenn er das Männlich-Väterliche in sich entdeckt und nicht das Weiblich-Mütterliche.

Die Forschung hat gezeigt, dass der Einfluss schon auf Kleinkinder umso besser ist, je verschiedener Vater und Mutter sind. Die Väter sollen also sich und den Kindern zu liebe etwas Eigenes und durchaus Männliches entwickeln und nicht nur die Mutter imitieren; nur so werden sie auch leidenschaftlichen Vätern. Sie dürfen ihr Kind vor Freude in die Luft werfen, auch wenn Mama daneben fast stirbt. Wenn Väter nämlich nur die Erfüllungsgehilfen, katholisch formuliert: die Ministranten der Mutter sind, dann werden sie über kurz oder lang etwas einziehen und wieder verduften. Leider.

An die Adresse der Mütter heißt das vermutlich: Wenn ihr ebenbürtige Partner wollt, aktive Väter, auf die ihr euch verlassen und mit denen ihr die Verantwortung teilen könnt, die euch wirklich helfen, eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erreichen, dann müsst ihr umgekehrt das Gefühl der Überlegenheit als Mütter aufgeben. In diesem Sinne: Auf einen leidenschaftlichen Vatertag!

Dr. Markus Hofer, Männerbüro