Homosexuelle Männer wie Frauen erfahren immer noch vielseitige Diskriminierungen. Dabei sind es vor allem die Männer selbst, die mit Schwulen besondere Probleme zu haben scheinen.

Von Markus Hofer

Der Vorwurf schwul zu sein, ist unter männlichen Jugendlichen immer noch die schärfte Waffe. Umgekehrt spielt ein solcher Vorwurf unter Mädchen kaum eine Rolle. Das hat mit der sog. männlichen Homophobie zu tun, der Angst vor gleichgeschlechtlichen Männern und dahinter steckt noch einmal eine fast männliche Urangst, möglichst selbst noch schwul zu sein. Das ist eine ziemlich verrückte Sache, die aber oft sehr tief sitzt.
So sind es vor allem wir heterosexuellen Männer selbst, die unsere schwulen Geschlechtsgenossen diskriminieren. Die meisten von ihnen haben mit dem gängigen Tunten-Klischee nichts zu tun. Sie sind im Grunde Männer wie du und ich. Deshalb wäre es an der Zeit, dass wir uns einmal an der Nase nehmen und uns ehrlich nach den Wurzeln fragen, nach den Ängsten, die Schwule in uns auslösen.


Die Homophobie zeigt sich auch als Angst von Männern vor der Nähe zu anderen Männern, sei es körperlich oder emotionell. Wenn man(n) sich körperlich nähert, dann nur im Ringkampf oder mit kraftvollem Schulterklopfen, aber ja nicht zärtlich, man könnte ja meinen... Die Angst vor Schwulen hat tief drin mit unserer eigenen Angst vor dem Schwulsein zu tun. So irrational diese Ängste auch sein mögen, so wirkmächtig sind sie, wie die gesellschaftliche Diskriminierung zeigt. Wir müssten eigentlich Manns genug sein, als dass uns die Tatsache, dass es auch schwule Männer gibt, verunsichern könnte.


Vielleicht wäre es endlich an der Zeit, unseren schwulen Brüdern die Hand zu reichen. Wir würden Wichtiges erfahren: dass wir uns nicht "anstecken", dass wir vor ihnen keine Angst zu haben brauchen und schlussendlich, dass wir keine Angst vor uns selber und unserer sexuellen Identität haben müssen. Es könnte für beide ein befreiender Handschlag sein.