Der Schlankheitswahn ist bereits zu einer gesellschaftlichen Norm geworden. Man liest einiges auch von magersüchtigen Models und jungen Frauen mit Essstörungen. Wie steht es aber mit den Männern?

Von Markus Hofer

Kevin ist groß gewachsen, dunkelhaarig, schaut gut aus, ist beruflich erfolgreich und auch im Verein, in dem er sich engagiert, ist Kevin sehr beliebt. Mit seiner Freundin gibt es hin und wieder Spannungen. Einmal, vielleicht auch nur um ihn zu ärgern, zeigte sie auf seine Bauchfalte und meinte: Eigentlich bist du zu dick. Ein halbes Jahr später leidet Kevin an einer echten Bulimie. Den Vorwurf hatte er ernst genommen, an seinem Äußeren gezweifelt und heimlich begonnen das Gegessene wieder zu erbrechen, um möglichst viel abzunehmen. Da er ansonsten normal und regelmäßig isst, fiel es niemand auf. Kevin haderte mit seinem Körper, bis er von sich aus mit dem gestörten Essmuster nicht mehr aufhören konnte – es wurde zu einer Sucht.


Das perfektionistische Streben nach einer vermeintlichen Idealfigur schauen sich immer mehr junge Männer von den Frauen ab. Der mediengesteuerte Schönheitswahn wird zur Krankheit, wenn der Einzelne sich damit schädigt, wird zur Sucht, wenn er nicht mehr selber aufhören kann und ständig weiter abnimmt. Magersucht und Bulimie gelten immer noch als Frauenkrankheit und deshalb denkt man bei Männern kaum daran. Kevin jedoch kann ohne Hilfe von außen gar nicht mehr aufhören abzunehmen.


Wenn er den Teufelskreis erkennt, seine Essstörung zur ‚Männersache’ macht, darüber spricht, kann er Hilfsangebote von Freunden, Verwandten oder Professionellen annehmen. Er muss schauen, wie er die Einstellung zu seinem Äußeren verändern kann und dahinter liegt das Wichtigste: Kevin muss sein Selbstwertgefühl als Mann verbessern, damit sein Glück nicht mehr vom Abnehmen abhängt.