Zur Arbeit gehört auch die Entspannung. Viele Männer können das nicht mehr, weil sie aus dem Hamsterrad von Arbeit, Verantwortung und Verpflichtungen nicht mehr herausfinden.

Von Markus Hofer

Ein Panther dreht in seinem Käfig Runde für Runde, bestaunt von den Menschen, die vor dem Käfig stehen. Geschmeidig und kraftvoll geht er hinter den schützenden Stäben auf und ab. Ein faszinierender Anblick für die Besucher. Der Dichter Rainer Maria Rilke hat in einem Pariser Park einst so einen Panther beobachtet und versucht, sich in ihn hinein zu denken, die Welt mit seinen Augen aus dem Käfig zu sehen. Daraus ist ein bekanntes Gedicht entstanden, das er auch „Der Panther“ nannte, ein Gedicht, das für vieles stehen kann, auch für Burnout:

Der Panther


Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein.

Das Leben selbst geht am getriebenen Menschen vorbei. Er dreht sich nur noch im Kreis, sieht nur noch die Stäbe, nicht mehr das Leben dahinter, nur die Verpflichtungen, die Aufgaben, die Verantwortung und die Lasten. Er glaubt, es gehe immer weiter, immer vorwärts, aber er dreht sich im Kreis, dreht sich immer weiter, kann gar nicht mehr anders, dreht sich im Kreis bis zum Umfallen, bis er völlig ausgebrannt ist. Bis das Leben, wie Rilke sagt, im Herzen aufhört zu sein. Ein treffendes Bild, eine heilsame Warnung.