Auch Männer haben die Gesundheit entdeckt, zumindest lassen die einschlägigen Ratgeber darauf schließen. Ein Buch zur Männergesundheit hat den typisch männlichen Untertitel: Inspektion, Wartung, Reparatur.

Von Markus Hofer

Ratgeber zur Männergesundheit sind voll im Trend. Doch wer liest, was man alles gegen Stress tun soll, befindet sich bereits im größten Stress: Lange Checklisten ausfüllen, Zeitmanagement einführen, Gehirn-Jogging betreiben (viel Lesen, Rätsel lösen, Fremdsprachen üben, Tagesordnungen auswendig lernen), immer tief durchatmen und sich von Problemen distanzieren, während des Zähneputzens Kniebeugen und am Computer Dehnungsübungen machen, im Bürosessel immer wieder den Gesäßmuskel zusammenziehen, Meditation und Yoga lernen, der Wut freien Lauf lassen, ein Dutzend Ernährungsregeln beachten, nicht rauchen und wenig trinken natürlich, Prioritäten setzen und dazu auch noch so oft wie möglich Sex haben. In typisch männlicher Manier enthalten diese Bücher so viele Lösungen und Ratschläge, dass sie das Gegenteil dessen bewirken, was sie vorgeben. Die Katze beißt sich in den Schwanz und die Lösung wird wieder zum Problem. Der Stress, keinen Stress zu haben, ist ein typisch männlicher Holzweg: Der Mann, der alles richtig machen will, macht es bereits falsch. 


Das Verständnis von Gesundheit, das hinter solchen Ratgebern steckt, ist im Grunde typisch männlich geprägt von der Machbarkeit von Gesundheit und einem mechanischen Männerbild. Der Körper ist eine Maschine und die darf man nicht kaputtfahren. Man muss sie aufmerksam warten und pflegen, damit sie immer funktioniert. Letztlich ist es nur wieder eine Anleitung zu noch mehr Leistung und Perfektion, zu dem, was Männer eben kaputt macht. Das Männerbild selbst wird nicht hinterfragt. So gibt es auch keine Kritik an ausbeuterischen Formen der Arbeitswelt, am Zwang zu funktionieren, an lebensfeindlichen Männerklischees oder einseitiger Lebensorientierung.