Die Vater-Tochter-Beziehung ist von ganz besonderer Art. Für manchen Papa ist es dann schon hart, wenn die Prinzessin auf einmal einen anderen hat und diesen heiratet. Doch dafür gibt es offensichtlich große Vorbilder.

Von Markus Hofer

In Richard Wagners Oper „Die Walküre“ gibt es am Ende eine riesige Vater-Tochter-Szene: „Wotans Abschied und Feuerzauber“. Wotan, der große Göttervater, verabschiedet sich mit allem männlich-väterlichen Pathos von seiner Lieblingstochter Brünhilde, die wie ein jugendlicher Held viel mit dem göttlichen Herrn Papa über die Häuser gezogen ist. Am Stammtisch war sie offensichtlich auch mit dabei. 


Bei Wagner klingt es natürlich viel pathetischer: „Leb' wohl, du kühnes, herrliches Kind! Du meines Herzens heiligster Stolz! Wirst nun nicht mehr neben mir reiten, noch Met beim Mahl mir reichen; muss ich verlieren dich, die ich liebe, du lachende Lust meines Auges.“ Was ist passiert? Die beiden waren eine Einheit. Seine Tochter hat getan, was der Vater eigentlich hätte tun wollen, aber aufgrund seiner Verstrickungen nicht tun durfte. Doch genau dafür – es ist ein alter Mythos – muss er sie jetzt bestrafen. Er nimmt ihr die Göttlichkeit und damit ist sie nicht mehr Göttertochter, sondern irdische Frau und ein anderer Mann kann sie kriegen.
Aber dem macht er es nicht so leicht. Er bannt sie auf einen Felsen und entzündet darum ein Feuer, das nur einer durchschreiten kann, der stärker ist als er: „Wer meines Speeres Spitze fürchtet, durchschreite das Feuer nie. Der Feige fliehe Brünnhildes Fels!“ Die Botschaft an jeden Mann lautet: Meine Tochter kriegt nur einer, der besser ist als ich, denn eigentlich ist sie eine Göttin!


Einer Frau habe ich einmal diese Geschichte erzählt. Sie schmunzelte ständig. Am Ende erklärte sie mir warum: Das ist wie mein Vater bei meiner Hochzeit!