Die meisten Scheidungsväter leiden sehr darunter, wenn sie ihre Kinder nicht, nur selten oder unter erschwerten Bedingungen sehen können. Doch die Kinder vergessen nicht, wer ihr Vater oder ihre Mutter ist.

Von Markus Hofer

Vor einigen Jahren hatte ich Kontakt zu einem Scheidungsvater, der ziemlich verzweifelt war. Ohne handfesten Grund zog die Frau mit der gemeinsamen Tochter aus. Vielleicht hatte er zu viel gearbeitet, aber den Lebensstandard genoss sie auf jeden Fall. Längere Zeit sah er seine Tochter überhaupt nicht, dann lief alles nur über Anwälte und Familiengerichte. Kaum eine Gelegenheit hatte sie ausgelassen, um ihn zu kränken und zu demütigen. Alles was vom Papa kam, so versuchte sie dem Kind zu vermitteln, war schlecht. Nachdem es sogar dem Richter zu bunt wurde, klappten zumindest die Besuchstage, auch wenn immer eine gewisse Spannung da war. Das Kind selber war gespalten: Wenn es bei Papa schön war, durfte es das daheim nicht anmerken lassen.


Als ich den Mann nach einigen Jahren wieder traf, strahlte er über das ganze Gesicht. Er erzählte, dass er zuerst selber ernsthaft krank geworden sei wegen dieser Situation. Je älter seine Tochter wurde, umso deutlicher habe sie der Mama gemacht, dass sie auch zu Papa will und heute scheint plötzlich wieder alles völlig im Lot zu sein; fast als ob nie etwas gewesen wäre. Wenn sie vom Urlaub aus den Papa anruft, hat Mama nichts mehr dagegen. So könnte es doch auch gehen, möchte man sagen.


Für Scheidungsväter mitten im Rosenkrieg mag es ein schwacher Trost sein, aber die Kinder vergessen nicht, wer ihr Papa (oder auch ihre Mama) ist, das lässt auf Dauer nicht unterdrücken. Am besten wäre natürlich, man versucht es schon gar nicht, weil ganz einfach auch der Papa zum Kind gehört. Der Vater ist wie eine Naturtatsache, die kann niemand auslöschen.