Die Frage nach dem Vater wird immer dann virulent, wenn es zu Trennung oder Scheidung kommt und das Besuchsrecht, die Regelung des Umgangs ansteht. Manche hätten dann am liebsten, es ginge auch ohne Vater.

Von Markus Hofer

Immer wieder einmal wird die Frage gestellt: Geht es nicht doch ohne Väter? Die Frage kommt zum einen von Frauen, die im Zusammenhang von Trennung oder Scheidung gekränkt sind und denen es lieber wäre, ihre Kinder würden den Vater gar nicht mehr sehen. Auch in den aktuellen Diskussionen um das Sorgerecht klingt diese Fragestellung immer wieder durch. Manchmal klingen die Argumente von Frauenvertreterinnen so, als wäre das Kind eine Art Besitzstand der Mutter und der Vater darf es nur besuchen, wenn er gleichsam „brav“ ist. Wenn er also bestimmte Bedingungen erfüllt, sich so verhält, wie es die Mutter vorgibt, dann darf er zur Belohnung sein Kind sehen. 


Subtil wird da vermittelt, dass Väter eigentlich „überflüssig“ seien, an sich verzichtbar, höchstens eine Zugabe der Natur. Auch ein junger Mann hat mir einmal gesagt, dass er seinen „verhassten Erzeuger“ gar nicht mehr sehen will. Er war zu tiefst überzeugt, dass es ohne Vater geht. Doch hinter dem ganzen Trotz steckte gleichzeitig sehr viel Trauer. Hinter dem Trotz stehen nichts anderes als die Enttäuschung und die Sehnsucht nach einem verlässlichen Vater. 


Geht es also auch ohne Vater? Der Pädagoge Reinhard Winter beantwortet die Frage sehr klar: „Oh doch: Natürlich geht es auch ohne Vater. Es geht so. So, wie es Menschen gibt, die ohne rechtes Bein, ohne Augen, ohne sauberes Trinkwasser oder auch ohne Mutter leben können. Aber es geht nicht gut. Diejenigen, die dieser Situation ausgesetzt sind, versuchen, damit einigermaßen zurechtzukommen, und viele schaffen das auch. Aber mit Vater ginge es leichter und besser.“