Beruf und Familie vereinbaren zu können ist heute nicht mehr nur ein Anliegen der Mütter, sondern zunehmend auch vieler junger Väter. Doch ist das wirklich so einfach mit der Vereinbarkeit, wie manche tun?

Von Markus Hofer

Die Diskussion um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist in aller Munde und manchmal ist sie tatsächlich unerträglich. Noch ein paar Kindergärten dort und etwas Geld da und dann ist das offensichtlich alles kein Problem mehr. Wenn alles als machbar erscheint, ist die Diskussion nicht mehr ehrlich. 


Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist eines unserer wichtigsten Zukunftsthemen. Doch ein politisches „Maßnahmenpaket“, wie es heute so schön heißt, wird allein nicht reichen ohne grundsätzliches Umdenken. Familie und Beruf sind immer noch zwei gegensätzliche Welten. Als Eltern sollen wir möglichst stabil, im Betrieb aber möglichst flexibel sein. Gegenüber den Kindern zählen Gefühl und Zuneigung, im Geschäft aber nur die nackten Zahlen. In der Familie soll man sich in vielfältige Situationen einfühlen, in der Arbeit aber die Konkurrenten schlagen. Die allseitigen Bekenntnisse zur Familie sind gut gemeinte Sonntagsreden, denn ein Dogma unserer Gesellschaft ist unbestritten: Das Erwerbsleben hat Vorrang. Trotz aller Beteuerungen, wie wichtig die Familie sei, bestimmt immer noch die Logik des Erwerbslebens unsere Gesellschaft. Wenn mit der Arbeit alles in Ordnung ist, dürfen die Frauen und Männer gerne gute Mütter und Väter sein. Klar ist aber, dass die Arbeit immer vorgeht. 


Unsere Gesellschaft sollte einmal ganz grundsätzlich debattieren, was sie unter Wohlstand, Fortschritt und Lebensqualität versteht, welche Bedeutung sie Kindern und Familie einerseits und Leistung und Arbeit andererseits zumisst. Von einer Neubewertung der Arbeit oder des Ziels der Vollbeschäftigung sind wir noch weit entfernt. Bei allen Bemühungen um Vereinbarkeit muss uns eines bewusst sein: Manches geht, aber alles können wir nicht haben.