Fehlende Väter oder schwache Väter, die in der Familien keine Rolle spielen, können in den Seelen der Kinder tiefe Wunden hinterlassen ebenso wie Väter, die sich nicht um ihre Kinder kümmern.

Von Markus Hofer

Zum Thema Vater erzählt der Männerexperte Richard Rohr immer wieder eine sehr eindrückliche Geschichte, die ihm einmal eine Ordensschwester berichtete. Die Schwester arbeitete ihm Rahmen der Gefangenenseelsorge mit inhaftierten Männern. Kurz vor dem Muttertag kamen die Gefangenen zu ihr und fragten um Muttertagskarten. Sie brachte Karten um Karten, damit sie ihren Müttern schreiben konnten. Als der Vatertag nahte, nahm sie sich vor, besser vorbereitet zu sein und besorgte sich frühzeitig genügend Vatertagskarten, um sie den Gefangenen zu geben, wenn sie danach fragten. Sie erzählte dann, dass sie heute noch im Büro auf diesen Vatertagskarten sitzt, weil kein einziger kam, um nach einer Vatertagskarte zu fragen. Sie wurde sie nicht los. Als sie das erzählte, hatte sie Tränen in den Augen, weil sie die Quelle von soviel Leid verstand. Es wurde ihr bewusst, dass viele der Männer im Gefängnis waren, weil sie keinen guten oder überhaupt keinen Vater hatten.


Für Richard Rohr ist diese „Vater-Wunde“, wie er es nennt, die verbreitetste Wunde auf der Erde. „Ich frage mich“, schreibt er, „ob die Gefängnisse der Welt nicht viel leerer wären, wenn die jungen Männer Väter hätten, die sie ermutigen und fördern, segnen und initiieren in ihr Mannsein.“ Das mag etwas pathetisch klingen, aber das Problem, das nicht wenige Männer mit ihrer Männlichkeit haben, sei es weil sie eher schwach sind oder übertriebenes Männlichkeitsgehabe an den Tag legen, hat viel mit der mangelnden Bestätigung durch den Vater zu tun. Also, liebe Väter: Ihr seid wichtig und deshalb auch gefordert!