Töchter sind für Väter, vor allem wenn sie dann in die Pubertät kommen, manchmal rätselhafte Wesen. Trotzdem sind ihnen die Väter wichtig und es ist für eine Tochter schlimm, wenn sie von ihm nicht wahrgenommen wird.

Von Markus Hofer

Eine junge Frau erzählte über ihren Vater: „Als ich einmal mit 17 vor dem Spiegel stand und mit Entsetzen einen aufkeimenden Pickel sah, meinte mein Vater: ‚Du bist eine schöne Frau, was kann dir ein Pickel anhaben.’ Im Moment hätte ich ihm an die Gurgel springen können, weil er meinen Pickel und meinen Ärger über den versauten Diskoabend und ein Stück weit mich nicht ernst genommen hat. Umgekehrt denke ich mir heute noch, wenn ich vor dem Spiegel stehe und die Frisur oder etwas ist nicht in Ordnung an den Satz von Papa: ‚Du bist eine schöne Frau, was kann dir...!’ Aber ich gebe zu, dass er das bis heute nicht weiß.“


Die Geschichte zeigt einerseits sehr schön, wie bedeutsam und folgenreich der Vater für eine Tochter sein kann und sie beweist gleichzeitig, dass das manchmal auch eine unbedankte Angelegenheit ist. Kaum ein Mann ist im Leben einer Frau so wichtig wie der Vater. Er eröffnet ihr den Zugang zu einem Erfahrungsbereich, zu dem sie sonst kaum Zugang finden würde – zum Phänomen der Männlichkeit. Die Bestätigung durch den Vater ist ein gutes Fundament für ein selbstbewusstes Frausein. Wenn Töchter ein gutes Verhältnis zum Vater haben, dann bleibt ihnen Manches erspart, das sie sonst an anderen Männern abarbeiten müssen. 


Beim gemeinsamen Seminar „Väter und Töchter“ meinte meine damalige Kollegin Ingrid Holzmüller: „Väter und Töchter sind ein starkes Gespann. Sie konkurrieren nicht wie Mutter und Tochter, kämpfen nicht wie Vater und Sohn. Ihre Beziehung ist manchmal distanziert, oft innig, aber immer prägend. Sie verbindet eine Liebesgeschichte der besonderen Art. Als Vater müssen Sie weder berühmt noch genial sein – für Ihre Tochter sind Sie dennoch ein Idol. Söhne kopieren den Vater, Töchter bewundern ihn. Söhne wollen Helden, Töchter lieben Helden.“