Bei der Geburt dreht sich selbstverständlich alles um die werdende Mutti. In der Geburtsvorbereitung lernen Väter, wie sie ihre Partnerin unterstützen können. Doch gibt es auch so etwas wie den männlichen Baby-Blues?

Von Markus Hofer

Trotz Schwangerschaftskursen sind viele werdende Väter eigentlich kaum vorbereitet auf das, was sie als Väter bzw. Männer tatsächlich erwartet. Der männliche Baby-Blues besteht vor allem in der Erfahrung, statt als stolzer Papa im Mittelpunkt zu stehen über längere Zeit nur noch das fünfte Rad am Wagen oder die zweite Geige zu sein. Darauf sind viele Jungväter nicht gefasst. 


Der Vater kann sich noch so bemühen, aber wenn sich das Baby Hunger hat oder sich weh tut, schreit es nach der Mama. Dann gibt es zudem die Supermütter, in deren Augen er sowieso nichts richtig machen kann. Noch dazu erinnert er sich über kurz oder lang daran, dass er einmal eine Frau hatte, während er nun über längere Zeit daheim nur noch eine Mama vorfindet. Das ist im Grunde der männliche Baby-Blues: Selbstzweifel, die manchen Jungvater überkommen, so sehr er sich auf das Baby gefreut hat. Tragischer weise schnellt in dieser Phase die Scheidungsrate ordentlich hinauf. Wenn die Männer daheim keine Rolle mehr spielen, suchen sie sich gleichsam eine neue „Geliebte“. Das kann der Computer sein oder der Bastelkeller und manchmal ist es eben auch eine zweibeinige. 


Die Situation ist für beide eine Herausforderung, ein schönes Erlebnis, aber auch eine ordentliche Belastung. Frauen gehen vermutlich vorbereiteter in die Situation. Mütter geben ihre Erfahrungen an ihre Töchter weiter, wenn diese zu Müttern werden. Und wie schaut das bei den Vätern aus? Welcher Vater sagt zu seinem Sohnemann, der selber Vater wird: „Lieber Sohn, jetzt gehen wir einmal auf ein paar Bier. Ich muss dir ein paar Sachen sagen, die jetzt auf dich zukommen!“ Das wäre doch mal was. Da gibt es unter Männern eindeutig Nachholbedarf – und den kann man(n) nicht an die Hebamme im Geburtsvorbereitungskurs delegieren.