Von Markus Hofer

Warum auch immer, die männliche Logik dürfte hierarchischer gestrickt sein als die weibliche. Vielleicht sucht das nach Autonomie strebende männliche Ich schon früh in der Gruppe weniger die Harmonie als die klare Rangordnung, in der jeder seinen Platz hat; die Rangordnung muss natürlich von Zeit zu Zeit überprüft und gegebenenfalls korrigiert werden. 

Für Männer ist es generell eine zentrale Frage, welchen Platz sie haben, welche Stellung, welchen Status sie einnehmen und Männer tun oft sehr viel für diesen Status. Wenn Männer zusammen kommen, sind sie im Normalfall zuerst einmal Konkurrenten. Mehr oder weniger klopft man(n) sich gegenseitig ab, sondiert das Revier und unter dem Strich geht es um die Rangordnung, um den Platz auf der Hühnerleiter. Vorerst treten sich gleichsam Ritter in Rüstungen gegenüber, das Visier vorsichtshalber (oder besser: cooler weise) erst mal herunten lassen. Es wird gerangelt, die Hierarchie ausgetestet, jeder muss schauen, auf welche Sprosse der Hühnerleiter er gehört. Wenn das geklärt ist und vielleicht sogar einer als Chef akzeptiert ist, dann geht sehr viel. 

Unter erwachsenen Männern läuft das heute meist sehr diszipliniert ab, sehr dezent, für Frauen kaum mehr wahrnehmbar. Bei Jungs ist es dasselbe, nur eben viel offensichtlicher und augenscheinlicher. Der Streit um die Hackordnung ist in diesem Sinn ein wichtiger Bestandteil der Männerwelt und man tut ihnen vermutlich nichts Gutes, wenn man wohlmeinend glaubt, die armen Buben davor bewahren zu müssen; und sie müssen auch verlieren lernen. 

Bei einer Podiumsdiskussion meinte einmal mein weibliches Gegenüber: „Immer diese Männer mit ihrem Steinbock-Gen! Jeder will um alles auf dem höchsten Felsen stehen mit dem größten Geweih.“ Meine Antwort war damals: „Das stimmt. Aber auch die Frauen haben ein Steinbock-Gen!“ Ratlose Verwunderung. „Die beobachten das sehr wohl und wissen ganz genau, welcher auf dem höchsten Felsen steht und das größte Geweih hat.“ Befreites Schmunzeln.