Nächtliche Autorennen, betrunkene Fahrten, gefährliche Spiele, Train- oder Liftsurfing – der jugendliche Leichtsinn kennt oft keine Grenzen. Es sind vor allem Burschen, die bei solchen Mutproben ihr Leben riskieren.

Von Markus Hofer

Manchmal wirken sie grenzenlos, die Jugendlichen – und im Prinzip stimmt es ja auch. Eine allzuoft grenzenlos aufgewachsene Generation sucht verzweifelt ihre Grenzen und tut das, indem sie ständig Grenzen überschreitet, Grenzen, die man ihnen nie wirklich gesetzt hat. Früher hieß eine Devise in der Erziehung: „Man kann nicht alles haben!“. Heute heißt es hingegen oft nur noch: „Mein Kind, was hättest du noch gerne?“
Diese verzweifelte Suche nach Grenzen ist bei männlichen Jugendlichen durchwegs kombiniert mit Mutproben. Sie suchen die Herausforderung, weil sie sich selber bestätigen wollen und zwar als Mann. Die Bewunderung von Mami reicht da nicht mehr aus. Sie wollen ihre Kraft ausloten, ihre Furchtlosigkeit, ihre Risikobereitschaft und ihren Mut – alles Eigenschaften, die sie für besonders männlich halten. Doch wo sind die erwachsenen Männern, die ihnen zeigen, dass ein Mann nicht erst Kopf und Kragen riskieren muss, um ein Mann zu sein, dass ein bisschen Mut auch reicht und dass es nicht gleich kopflos werden muss.


Mutproben gab es auch früher, das kennen wir alle. Doch heute werden sie zunehmend extremer und gleichzeitig hilfloser. Das hängt mit dem Fehlen der Väter zusammen. Die Jungs werden weit gehend und nicht selten nur von Müttern aufgezogen und damit fehlt ihnen das männliche Gegenüber, an dem sie sich orientieren können. Die heranwachsenden Jugendlichen bräuchten aber genau dieses Gegenüber von erwachsenen Männern, um sich an ihnen zu orientieren, sich mit ihnen auseinander zu setzen, sich an ihnen zu reiben oder auch um sich mit ihnen zu messen.