In der Erziehung sind Eltern manchmal ratlos und es nicht immer leicht zu entscheiden, was richtig ist. Körperliche Gewalt ist sicher keine Lösung, manche Psychotricks allerdings auch nicht.
Von Markus Hofer
„Max ist zehn Jahre alt und hat im Supermarkt eine Cola und einen Kaugummi gestohlen. Die Eltern sind ratlos und befürchten, dass ihr Sohn auf die schiefe Bahn gerät. Der Vater schlägt ihm in der ersten Wut auf den Po und verpasst ihm eine Woche Hausarrest. Die Mutter ist völlig hilflos wegen des Verhaltens ihres Sohnes und ärgert sich über die Härte ihres Mannes.“
So war es unlängst auf der Beratungsseite einer Wochenzeitschrift zu lesen. Ich war gespannt und dann entsetzt, was für einen Tipp die Beraterin der besorgten Mutter gab: Sie müsse in einer Ich-Botschaft ihre Gefühle schildern. Was hat Stehlen, ein objektives Vergehen, mit den Gefühlen der Mutter zu tun, würde man spontan meinen. Dann kommt der Beispielsatz der Beraterin: „Es macht mich unheimlich wütend, dass du etwas gestohlen hast.“
Diese Ich-Botschaft-Strategie ist eigentlich grausam. Nun muss sich der zehnjährige Max gleich doppelt schuldig fühlen: Er hat gestohlen und gleichzeitig seine Mama wütend gemacht. Die Tat wieder zu bereinigen wird jetzt noch schwieriger. Zuletzt schiebt die Beraterin einen ganz perfiden Beispielsatz nach: „Wir müssen erst mal schauen, wie wir damit umgehen können.“ Was soll das für den Buben jetzt heißen? Er sitzt gleichsam in der U-Haft und muss warten, wie der mütterliche Gerichtshof damit umgehen wird.
Gerade Jungs brauchen, klare Regeln und Grenzen und sie erwarten sich auch faire Sanktionen. Klarheit in der Sache erleichtert ihnen den Umgang damit. Wird aber alles mit den mütterlichen Gefühlen derart vermischt, ergibt sich ein psychischer Cocktail, der neurotisiert.