Seit Jahren sind die Buben schulisch auf der Verliererstraße. Noch dazu verhalten sie sich genau so, wie es im weiblichen Erziehungsumfeld nicht gefragt ist. Sind Lausbuben deshalb schon ein Fall für den Psychologen?

Von Markus Hofer

Von einer besorgten Mutter bekam ich unlängst folgendes Mail, in dem sie das Problem der Buben auf den Punkt bringt: „Ich bin Mutter von vier Kindern, zwei davon sind Buben. Im Umgang mit meinen Buben habe ich bemerkt, dass sie eigene, andere Bedürfnisse haben, die mir als Frau fremd sind. Ich beobachte auch im Kindergarten und in der Schule, dass Buben oft als lästige, laute, verhaltensauffällige Störenfriede betrachtet werden. Das finde ich schade. Zuhause haben wir einen guten Weg gefunden. In der Schule ist die Lehrerin meines Buben begeistert von Mädchen und angepassten Buben. Von den anderen Buben sagt sie, dass diese Kinder sie extrem nerven. Die Eltern, vor allem die Mütter sind verunsichert. Ich auch. Viele bekommen den Rat, den Schulpsychologen aufzusuchen. Doch eigentlich sind es nur lebhafte Buben, Lausbuben hätte man früher gesagt.“


Lebendige Jungs haben oft nicht mehr viel zu lachen in einem Erziehungsumfeld, in dem kaum mehr Männer vorhanden sind, die Verständnis für sie haben und an denen sie sich orientieren können. In meiner Schulzeit war der damalige Direktor noch überzeugt: „Ein gesunder Bub hat einen Zweier in Betragen, sonst ist er nicht gesund.“ Unter den heutigen Rahmenbedingungen wäre ich vermutlich auch ein Fall für den Schulpsychologen gewesen. Was früher einfach ein „gesunder Bub“ war, ein Lausbub halt, gilt heute als abnormal, wenn nicht gar als krank. 


Oft geht den Buben nur die Wohlfühl-Pädagogik auf den Keks. Sie haben andere Bedürfnisse, agieren vieles körperlich aus, brauchen Bewegung und fühlen sich nicht wohl, wenn sie nur da sitzen und reden dürfen. Die Buben brauchen nicht nur verständnisvolle Lehrerinnen, sondern auch Männer, die wissen mit ihnen umzugehen, weil sie selber Lausbuben waren.