Den Nordpol sieht man nicht, dennoch spürt der innere Kompass ganz genau, wo er ist und orientiert sich an ihm. Eine stimmige soziale Hierarchie schafft für Jungs notwendige Ordnung.

Von Markus Hofer

Eine zentrale Frage in dieser Logik ist deshalb die Frage: Wer ist hier der Chef? Für Buben ist das ganz wichtig, denn sie müssen wissen, wo der Nordpol ist, auch wenn man ihn nicht sieht. Das heißt nicht, dass er es nicht hin und wieder versucht und auslotet, das gehört dazu. Schlimm ist aber, wenn er keinen Nordpol hat, an keine Grenzen stößt, nie einen Widerstand erfährt, an dem er sich orientieren und messen könnte. Die Früchte einer grenzenlosen Erziehung sind heute zu greifen. Die hierarchische Orientierung, Grenzen, Ordnung und Struktur, der Nordpol eben, dient gerade für Jungs einerseits der Ausrichtung und bildet andererseits ein gemeinsames Magnetfeld, das auch Zugehörigkeit schafft.


Eine Kindergartenpädagogin hat einmal folgende Geschichte erzählt: Ein kleiner Bub kommt den ersten Morgen in den Kindi. Selbstbewusst stellt er sich vor die „Tante“ und erklärt ihr: „Ich bin in der Spielgruppe der Chef und zuhause der Chef und ich bin auch hier der Chef!“ Sie zuckte zuerst zusammen und machte sich auf einiges gefasst. Doch dann kam ihr plötzlich die passende Antwort: „Nein, hier bin ich der Chef!“ Erst war er etwas verdutzt, dann zögerte er, maß sie mit seinem Blick und kam dann zum Ergebnis: „OK!“ Und dieses OK hielt auch, die befürchteten Probleme traten gar nicht auf.