Immer wieder wird Männern ihr machohaftes Verhalten vorgeworfen und manche werden nicht müde, bei jeder Gelegenheit besonders „männliches“ Verhalten an den Tag zu legen. Dahinter liegt ein grundlegendes Dilemma!

Von Markus Hofer

In einem Interview fragte mich einmal eine Journalistin: „Herr Hofer, Sie schreiben: Männer werden zwar von Frauen geboren, aber Söhne können nicht von Müttern lernen, was es heißt Mann zu sein. Warum nicht? Das können doch Mütter auch!“ Zuerst einmal war ich sprachlos. Darauf meine Gegenfrage: „Können Töchter von ihren Vätern lernen, was es heißt Frau zu sein?“ „Nein, das geht natürlich nicht!“, kam es wie aus der Pistole zurück. Dieses Missverständnis rührt letztlich an ein männliches Grunddilemma.


Wir alle, Männer wie Frauen, werden von einer Frau geboren. Das ist erst mal ein kleiner Vorteil für die Mädchen. Sie haben in der Mama eine weibliche Identifikationsfigur, sie können sein wie Mama, werden wie Mama oder auch nicht. Die kleinen Buben aber merken schon früh, dass es Mama und Papa gibt, dass sie nicht wie Mama sind und mit zunehmendem Alter wird ihnen immer bewusster, dass sie auch nicht werden dürfen wie Mama, weil sie kleine Männer sind. Die grundlegende Aufgabe der Buben ist eigentlich eine negative: keine Frau zu werden.


Darin wurzelt das Grunddilemma von uns Männern. Der Versuch keine Frau zu werden führt, gerade wenn keine starken Väter präsent sind, zu einer grundlegenden Unsicherheit in der eigenen Männlichkeit. Darum ist es auch für uns erwachsene Männer eine letztlich immer präsente Grundfrage, ob das, was wir tun, auch männlich ist. Das ganze übertriebene Männlichkeitsgehabe wurzelt in dieser existentiellen Unsicherheit. Die Bestätigung als Mann aber müssen wir uns und unseren Söhnen selbst geben, die kann nicht von Frauen oder Müttern kommen.